Volltext: Das Land ob der Enns

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I. Kelten und Römer. 
Ein weiterer Anhaltspunkt zur Ermittlung der Richtung, in der die 
Römerstraße fortlief, ist der Ortsname Askituna (777), später Esketu- 
nouwa, im 18. Jahrh. Eschtenau, heute Eschenau, das zweifellos auf 
*Asci-dun- zurückgeht. Der Name erinnert an germ. Asci-burgium 
(Eschengebirge = böhm.-mähr. Gesenke, von jasenu Esche, und ein Ort 
am Niederrhein). Da nun einerseits das Wort Esche im Keltischen fehlt, 
anderseits -dunum doch sicher keltisch ist, so wäre Askituna, Asci-dunum 
eine Zwitterbildung. 
Schwierig ist die Frage zu beantworten, wohin sich die Straße von 
Eschenau weg gewendet hat. Westlich von Neukirchen am Wald finden 
sich nämlich einige sehr alte Ortsnamen (Maggau 1 ), Natternbach, frühahd. 
Nordafinpah, Weibing (aus lat. vivari-um) und ein Dorf Hochstraß, 
1462 Hohenstrazz, die uns verleiten könnten, den weiteren Verlauf der 
Römerstraße in dieser Richtung zu suchen. Aber die Beschaffenheit 
des Geländes macht eine solche Annahme sehr unwahrscheinlich, noch 
mehr eine andere Beobachtung. Während nämlich in dieser Waldgegend 
nichts auf eine vormals bestandene Verbindung gegen Nordwesten weist, 
hat die heute von Neukirchen nach St. Ägid führende Straße alle Merk 
male eines hohen Alters. An ihr liegen die Ortschaften Germading und 
Inzing mit echten ing-Namen. Germading heißt zwar 1371 Germuting, 
würde also auf einen Germuot zurückgehen, aber es könnte sich auch 
so verhalten wie mit Ostarmuntingen (8. Jahrh.), das im 14. Jahrh. als 
Ostermuting auftritt, daß nämlich dem Germuting des 14. Jahrh. ein 
älteres Germunting zugrunde liegt. Die Belege nun, die Förstemann für 
Ortsnamen mit Germunt und Inzo anführt, gehören dem 8. Jahrh. an. 
Die Wahrscheinlichkeit, daß unsere Germading und Inzing mindestens 
ebenso alt sind, ist groß genug, um annehmen zu dürfen, daß die Straße, 
an der sie liegen, eine antike ist. Ich glaube daher, daß sie von Eschenau 
gegen Neukirchen am Wald und von da in der Richtung der heutigen 
über St. Sixt und Straß weiter gegen Nordwesten führte, der Donau zu. 
Die Entfernungen stimmen genau. In St. Ägid war die im Itinerar an 
gegebene Station Stanacus erreicht. Strnadt * 2 ) dachte wegen der laut 
lichen Ähnlichkeit an das nahe Stainet, 1331 Steinach 3 ), aber dann 
hätten die slawischen Kolonisten, die wir später hier treffen, die Kapelle 
kaum in St. Ägid gebaut 4 ). 
Der Name Stan-äcus, in den Hss. auch Stan-, Stonago überliefert, 
ist keltisch und nach Holder vom Stamme *sta-na, bzw. von der W. 
O Davon wird unten bei Mattighofen die Rede sein. 
2 ) Peuerbach, S. 19. 
3 ) Nbl. 1853, S. 193. 
4 ) Die von Strnadt, Peuerbach, S. 18, erwähnte ,Hochstraße 4 von Buben 
berg nw. Peuerbach über Perndorf und Jungfernstein nach Passau und St. Ägid, 
in der er den Rest einer ehemaligen Verbindung zwischen Stanacus und einer 
binnenländischen Station sieht, halte ich im Hinblick auf die Tatsache, daß 
hier einst der mächtige ,Passauer Hart 4 (c. 903 silva Patavica) herabzog, für 
eine ,Hart 4 straße, also für einen Fahrtweg durch den Wald, was sie ja noch 
heute ist. Aus mundartl. ho/tstross konnte leicht ein Hochstraß werden.
	        
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