Flußnamen.
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Am Nordende des Hallstättersees mündet der Leislingbach,
nach der Leisling (bewaldete Höhen), und dieses aus älterem *Liezenich,
von lesu ,Wald‘. Im Unterlaufe heißt er Zlan-, Zlambach nach der an
ihm gelegenen Örtlichkeit Zlan, von slanu ,salzig 1 .
Im Westen haben wir traunabwärts die in den Weißenbach bei
Ischl mündende Pölitz, 14. Jahrh. Pellitz 1 ), von belu ,weiß‘, die vom
Leonsberg kommende Zimnitz 2 ), von zima ,Kälte*, und den Rumitz-
graben bei Ebensee, wahrscheinlich eine *Rudenica, von ruda ,Erz‘ 3 ).
Der Aritzbach unterhalb Ischl klingt zwar auch slawisch, dürfte
aber ein gut deutscher ,Erz‘bach sein.
Im Innviertel begegnen ein paar aus Ortsnamen zu vermutende
Bächlein mit slaw. Namen bei Gilgenberg, von denen noch zu sprechen
sein wird, während die im 8. Jahrh. erwähnte Marcluppa im Bez. Mauer
kirchen und die 1246 bezeugte ripa Rurip ursprünglich Ortsbezeichnungen
sind.
Im Hausruckviertel sind noch zwei Wasserläufe zu nennen, die
hierher gehören, die Hocherenz und die Polsenz. Erstere, bei Wels,
erscheint 1369 als Hochrencz 4 ), 1416 als Hocherencz 5 ), 1470 als Oche-
rentz 6 ), und ist als Bach in alten Grenzbeschreibungen bezeugt 7 ), auch
durch die Endung als solcher erkennbar. Die Form Ocherenz (aus *Ochar-
nica) ist die ursprüngliche; sie erinnert an die steierm. Namen Och,
Ocherling, Ocharnekk (Zahn 364),
Der kleine Inn nimmt bei Finkelham eine Polsenz auf, eine zweite,
die mit ihm eine Strecke weit parallel fließt, mündet bei Eferding in die
Donau. Letztere heißt heute Galsbach, verrät aber ihren alten Namen
durch die an ihrem Unterlauf gelegene Ortschaft Polsenz, schon zu Ende
des 10. Jahrh. als locus Palasenza 8 ) bezeugt. An sich wäre eine keltische
*Balsantiä 9 ) mit dem beliebten Flußnamensuffix -antia, -entia sehr
wohl möglich, aber die steierm. Namen Polschenza (ca. 1300) und Pol-
sonitz (1351) 10 ) scheinen mir in Anbetracht der Gegend, aus der unsere
Polsenzbäche kommen, doch eher für eine windische *Polsenica, von
pol2 ,Schnecke 4 , zu sprechen. Sonst ist im Hausruckviertel nur noch
!) Oö. Stiftsurb. I, 392.
2 ) Der Anlaut erklärt sich aus der durch den Vorgesetzten Artikel d(ie)
entstandene Lautverbindung d’Simnitz. Auf manchen Karten steht Zimitz.
3 ) Die Benennung müßte allerdings nach der Zeit der baierischen Diph
thongierung erfolgt sein.
4 ) Oö. UB. VIII, 411.
6 ) Oö. Stiftsurb. II, 189, 244.
6 ) F. Wirmsberger, Die Dynasten von Volkensdorf, Wels 1863, S. 180,
n. 294.
7 ) Archiv f. österr. Gesch. 99, 222, 262. Zweifelhaft ist es, ob das 1151
(Oö. UB. II, n. 171) als Besitz des Nonnenklosters Erla vorkommende Hecherens
etwa unser Hocherenz ist.
8 ) Salzb. UB. I, 193, 6.
9 ) Vgl. die gallischen Ortsnamen Balsa und Balisa bei Holder.
10 ) Zahn 54.