Volltext: Das Land ob der Enns

Bergnamen. 
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Namen des Bauernhauses Seuner bei Gilgenbg., 13. Jahrh. Sewen, 
Seun 1 ), d. i. Siedlung in der Nähe größerer Tümpel, wie sie im oberen 
Innviertel heute noch häufig sind. 
Bergnamen. 
Eine besondere Gruppe von Namen sind die der Bergwelt. Es 
sollen hier zunächst die bedeutenderen Gipfel des oberösterreichischen 
Alpengebietes besprochen werden. 
In der Dachsteingruppe, um mit der mächtigsten zu beginnen, 
erreichen bedeutende Höhen der Krippenstein (2070 m), der seinen 
Namen vielleicht von seinem eigenartigen Aufbau hat, der nach der 
bekannten Alpenpflanze, röm. spica, benannte Speikberg (2122 m) 
und der Plassenstein (1951 m), dessen Name mit bloß = kahl, ohne 
Vegetation zusammenhängt 2 ). 
Vom Plassenstein genießt man wie von der Zwieselalpe (1391 m) 
im Gosa ital — zwiesel bedeutet gabelförmige Teilung — eine umfang- 
reiche Aussicht auf die Gletscher des Tor- und Dachsteins, die ich bereits 
besprochen habe. 
Nördlich vom Dachsteingebirge, durch das Tal der Traun von ihm 
geschieden, breitet sich am Hallstättersee der Sarstein 3 ) (1972 m) 
aus, der seinen Namen entweder nach dem Sar, einem breitblättrigen 
Gras, führt, das auf sumpfigen Wiesen wächst 4 ), oder vielleicht urspr. 
Sartstein hieß, wie einer in Steiermark begegnet 5 ). 
Östlich schließt sich an die Dachsteingruppe die des Priel oder das 
Tote Gebirge an. Diese Felsenmasse erhebt sich an der Grenze von 
Oberösterreich und Steiermark zwischen den Flüssen Traun und Steyer. 
Sie ist sehr zerklüftet und sendet viele Ausläufer aus, von denen die 
westlichen, wie der Schönberg (2092 m) und der Hochschrott 
(1781 m), im 14. Jahrh. die Schraut 6 ) genannt, bis zum Trauntal bei 
Ischl, die östlichen, wie der Hebenkäs (2386 m), bis zur Steyer reichen. 
Der Name des letzteren ist ein dem Volkshumor entsprungener 
Satzname (Ueb den Käse!) und offenbar vom Besitzer etwa der Weide 
oder Jagdgründe seines Vorgebirges auf den Berg übertragen, also ein 
ursprünglicher *Hebenkasberg. Die Weglassung des Grundwortes ist 
eine bei Bergnamen häufige Erscheinung. Südlich vom großen Priel 
und durch die Klinserscharte von ihm getrennt, die nach dem Bauern 
haus Klinser, urk. Klingsor, benannt ist, liegt die Spitzmauer (2446 m). 
Gegen das Tal des Almsees nimmt das wüste Aussehen des Toten Ge 
birges ab, und am Almsee sind die einzelnen Gipfel mit Ausnahme des 
*) MB. 36 1 , 16 f. Vielleicht identisch mit einem älteren Grüzen-, Gruzen- 
sewen, Oö. UB. II, n. 64 (1040) u. n. 306 (1195), das an Grüz an dem perg, 
Grftzzenperg (MB. 36 2 , 13. Jahrh.), d. i. Gries, Bhs., G. Handenberg, erinnert. 
2 ) Daher auch die Nebenbezeichnung Blankenstein. 
3 ) Urk. 1480 Sar-, Scharstain, Zahn 411. 
4 ) Schmeller II, 319. 
5 ) Zahn 411. 
6 ) Oö. Stiftsurb. I, 393. Ebd. 368, n. 23 der PN. Magerschraut. Die Be 
deutung ist dunkel. Sollte slaw. Schrabot (Zahn 429) zugrunde liegen?
	        
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