Volltext: Neunzehntes Bändchen (19. 1937)

- 5 - 
Die Besiedlung mag ungefähr so vor sich gegangen 
sein: Im Auftrage der Herrschaft kam eine Partie Koloni¬ 
sten meist Hörige, sicher aber auch Freie, ins Mühlviertel, 
wo ihnen Land zur Rodung und Besiedlung zugewiesen 
wurde. Zuerst wurde der zur Rodung bestimmte Wald- 
grund sorgfältig ausgewählt, ausgemessen und abgegrenzt, 
worauf dann die Anlage eines Aushiebes erfolgte, auf 
dem die Dorfstraße angelegt wurde. Zu beiden Seiten des 
Weges wurde dann mit der Schlägerung begonnen und aus 
dem gewonnenen Holze die ersten Blockhäuser errichtet, der 
Ueberschuß verbrannt. Nach beendeter Abholzung wurde 
der Boden urbar gemacht, Weiden, Wiesen und Aecker 
angelegt. *) Felsen und Steine wurden ausgegraben und 
zu langen Mauern an den Flurgrenzen aufgeschichtet.**) 
Gegen den Wald hin wurde die Flur abgezäunt. Die 
neue Siedlung erhielt nun einen Namen, meist nach dem 
Oberhaupt der Familie, oder nach dem Leiter der Rodungs¬ 
arbeit oder sonst nach einer wichtigen Persönlichkeit. So 
entstanden unsere Dorfnamen wie Hötzendorf (von Hetzo), 
Gererstorf (früher Geremsdorf oder Geratsdonf, von Gero 
oder Gerhard) und Emmerstorf (früher Engelmannsdorf). 
Auch nach der Lage oder Bodenbeschaffenheit wurde oft 
die Siedlung benannt, so Hofkirchen, das ist die Kirche beim 
Falkensteinerhof, Wiesen, weil das Dorf im Wiesergrunde 
liegt, Kling (cling = Schlucht), der Weiler liegt am Aus¬ 
gange einer Talschlucht, Hundsfülling, früher Huntvelling 
(= bei den steilen Feldern). Der Name Freizell rührt von 
einer einstigen Missionszelle. 
Die größte Siedlung ist Hofkirchen. Die Anlage ist die 
eines Straßendorfes, bei dem die Häuser zu beiden Seiten 
der Straße eng nebeneinander stehen. Die gleiche Anlage 
hat auch Riederranna, nur daß dort die Häuser nur auf einer 
Seite der hart am Donauufer hinlaufenden Straße stehen. 
Die übrigen Siedlungen, die der Bauern sind Weiler von 
2-5 Höfen oder kleinere Dörfer bis 10-12 Häusern, welche 
mehr oder weniger regellos an einer oder zu beiden Seiten 
-------  
*) Nach Brosch Siedlungsgeschichie des Amtes Leonfelden. Jahr¬ 
buch des o.-ö Musealvereines 1932. 
**) An der Nord- und Südgrenze von Hofkirchner Gründen 
war auch eine solche Mauer. Spuren von Mauern finden sich auch 
auf anderen Gründen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.