Volltext: Neunzehntes Bändchen (19. 1937)

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uns, daß es in diesen Zeiten sehr viele Bettler gab, ein¬ 
heimische und auch ganz fremde (abgedankte Soldaten); 
letzteres erweist sich daraus, daß die Matrikenführer von 
gar manchem verstorbenen Bettler den Namen nicht wissen 
und vor der Beerdigung auch noch Nachforschungen über 
die Religionszugehörigkeit des Verstorbenen angestellt wur¬ 
den. In den obigen zwei Ausdrücken: Gestorben auf der 
Trag und überbracht auf der Trag hat das Wort Trag 
ganz verschiedene Bedeutung; gestorben auf der Trag heißt 
soviel wie: in der Verpflegung gestorben, sei es nun, daß 
es sich um einheimische Arme (heutige Einleger) handelte 
oder um fremde, welche krank in ein Haus gebracht worden 
waren; das Wort „tragen" hatte nämlich in früheren Zeiten 
außer der auch jetzt noch bestehenden Bedeutung auch die des 
Betreuens, Befürsorgens, Pflegens, daher „Tragkind" das¬ 
selbe war, was wir heute „Mündel" nennen. In Aus¬ 
drücken, wie „Schon gestorben auf der Trag überbracht", 
hat „Trag" aber die auch noch heutige Bedeutung: Trag¬ 
geräte. Solcher Gerätschaften mußte es in den ein¬ 
gangs genannten Zeiten in jeder Gemeinde mehrere ge¬ 
geben haben, um Bettler, welche nicht selten auf dem Wege 
zusammenbrachen, ins nächste Haus zu bringen. Auf solchen 
Transporten sind manche dieser Armen gestorben, denn wir 
lesen z. B „Ein Greis (also unbekannt) wurde schon tot 
auf der Trag zum Mittermaier überbracht". 
 
"Der Egelteich." Die Blutegeln spielten in der 
früheren Chirurgie eine große Rolle; übrigens war vor kur¬ 
zem zu lesen, daß sie in neuerer Zeit wieder mehr und mehr 
zu Ehren kommen und das ist recht, wenn nur der kranken 
Menschheit Hilfe gebracht wird. Die Egel sind ja auch 
ganz liebe Tierchen, nur wenn sie sich mit Blut voll und 
toll angesoffen haben, so dehnen sie sich nach der Länge 
und Dicke so sehr aus, daß sie zu ganz abscheulichen 
Viechern werden. Bei der früheren so häufigen Verwendung 
der Blutegel herrschte große Nachfrage nach ihnen und viele 
Aerzte auf dem Lande legten sich deswegen auch einen 
Egelteich oder Egelsee zur Zucht dieser Tiere an. Daher 
findet man auch heute noch in gar manchen Gemeinden, 
auch in solchen, welche schon längst keinen Arzt mehr haben,
	        
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