Volltext: Neunzehntes Bändchen (19. 1937)

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heute heißen sie Schulgasse und Spitalgasse. An den Enden 
dieser Gassen ist wieder eine Verbindungsgasse, mit dem 
Marktplatz in ziemlich gleicher Richtung. Das deutet auf 
die planmäßige Einteilung der Marktanlage. Diese Ver- 
bindungsgassen heißen heute die Kirchengasse, Schlosser¬ 
gasse, Fuchsengasse und die verlängerte Spitalgasse (im 
Volksmunde die Geldlucka genannt). 
Weil man aber nicht nur eine Verbindung nach Osten, 
Richtung Helfenberg, sondern auch nach Westen, Richtung 
Rohrbach—Aigen brauchte, mußte man einen Ausweg finden. 
Man konnte vom Marktplatz nicht direkt eine Straße bauen 
zur Großen Mühl, weil die Anhöhe zu steil war, sondern 
man mußte von der Hauptstraße, das ist der verlängerte 
Marktplatz nach Westen, in einer scharfen Kurve nach 
rechts abweichen. Hier entstand die Windgasse, die über 
den Pflasterberg in die Lanitz führt. Hier teilt sich die 
Straße; eine führt nach Rohrbach, die andere rechts nach 
Aigen und ein Weg über den Eggertsberg nach Böhmen. 
Den Marktplatz umschließen 31 Häuser, wovon die 
meisten zweistöckig sind. Bei vielen Häusern des Marktes 
wurden erst nach den vielen großen Bränden die Stöcke auf¬ 
gebaut. Die Bauart der Häuser stammt aus der Gotik, 
Man findet spitzbogige Kellertüren, steinerne Fensterverzie¬ 
rungen aus der Renaissancezeit. Die Fensterfassaden sind 
schon aus der Empirezeit. Die großen Marktplatzhäuser 
sind sehr tief, so daß die Stiegenhäuser und mittleren 
Gelasse finster sind. 
Vor den großen Bränden gab es Häuser mit schönen, 
runden Lichttürmen Und spitzem Dach. Die Giebel- 
mauern waren mit Gemälden und Heiligenbildern verziert. 
Am Hause Nr. 71 z. B. war ein herrliches, lebensgroßes 
Gemälde: Pauli Bekehrung. 
Um auf dem Marktplatze viele Häuser unterzubringen, 
sind die meisten in der Breite dreifenstrig, einige sind 
fünf- und sechsfenstrig. Das waren jedenfalls die Häuser 
der wohlhabenden Leinenhändler. An manchen Hausportalen 
findet man in Stein gemeißelt den Anker, das Zeichen 
des Handels. Die größeren Gewerbe- und Handelsherren 
wohnten alle am Marktplatz, an der Hauptstraße und in 
der Windgasse. Das Kleingewerbe und die vielen Weber
	        
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