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Die „Tanzroas'n".
Nun zur dritten Gattung, den Tanzroasn. Möchte
gleich vorausschicken, daß diese nicht mit den Winkeltänzen
auf gleiche Stufe zu stellen sind. Sie werden ja stets unter
Aufsicht von Bauer und Bäuerin abgehalten und stellen daher
eine ganz einwandfreie und harmlose Unterhaltung dar. Die
Tanzroasn finden meistens in solchen Häusern statt, wo
sich erwachsene Söhne und Töchter befinden. Diese besorgen
die Einladungen. Sie ergehen an die Dorfjugend, an Ver-
wandte und gute Freunde. Zum guten Ton gehört, daß man
„schüblweis", nicht einzeln kommt. Nach der üblichen Be-
grüßung nimmt man auf den Bänken längs der
Mauer Platz. Der Tisch muß zum Ofen „hintarö" wandern
und vom Tischwinkel ergreift der Spielmann Besitz. Zu den
Klängen der Zieh- oder Mundharmonika werden all die
ehrsamen, bodenständigen Tänze getanzt, wie sie von Eltern
und Großeltern übernommen wurden: allen voran der Land-
ler, dann der Boarisch, da Schwedisch, Polka, Rheinländer,
Hax afs Hirtamadl und manch anderer. An den Zwischen-
pausen wird gesungen. Nach der Jause — besteht aus Selch-
fleisch und Knödeln — geht der Spielmann absammeln, das
heißt, er geht von einem Burschen zum anderen sich seinen
Spiellohn einzuheimsen. Gewöhnlich finden sich aus der
Nachbarschiaft auch einige ältere Leute ein, welche sich aus dem
Sofa hinten bei der Kammertür mit dem Gastgeber unter¬
halten. Bisweilen werden diese von den jungen Leuten gebe-
ten, wenigstens ein Tänzchen zu probieren und wenn drauf
die Zustimmung erfolgt, wird beim Spielmann ein „Aus-
ghabta" bestellt. Das heißt: es dürfen bei dem bestellten
Tanz nur diejenigen tanzen, die zum Tanz gebeten wurden.
Alle anderen müssen „aushaben" (an diesem Tanz nicht teil-
nehmen). Die Zeit vergeht riesig schnell. Auf einmal ruft
jemand: jemand: habm ma aba Zeit hoam! Die alte Stu-
benuhr zeigt schon die sechste Abendstunde, die Zeit, wo die
Fütterung der Haustiere beginnt. Mit einem lauten Gelt's
Gott Bauer und Bäuerin und eiligem „Pfüatn" eilt das
junge Volk heimwärts.