Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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solches geschehen ließ, fanden sich doch einige „mitleidige 
Helfer" — welche meistens Helfer und Täter in einer Person 
waren die es doch fertig brachten, die verschlungendsten 
Knoten unter größtem „Bedauern" über das „Mißgeschick" 
zu lösen. Aeltere Spinnerinnen brachten es schon selbst 
fertig. Nachdem das Rad wieder in Stand und Schwung 
gebracht worden war, ging das Spinnen wieder los, bis 
es finster war. Dann packte man Rocken und Rad und heim- 
zu ging es, nachdem man sich bei den biederen Nachbars- 
leuten für Speise und Trank — bei der Nachbarin auch für 
die ausgeteilten Batzen bedankt und dann mit dem üblichen 
Gute-Nacht-Gruß verabschiedet hatte. Draußerm Türl wurde 
gewöhnlich noch ein Schneeballgefecht ausgefochten, bis die 
frierenden Finger nicht mehr mittaten. Daheim wurde dann 
der obligate Fünfer oder Strähn abgehaspelt und nach- 
her ging es an die M a h l z e i t a r b e i t. Dies ist die 
erste Gattung der Roasn. 
 
Die „feirat'n Roas'n". 
 
Die zweite Gattung derselben waren die sogenannten 
f e ir a t'n Roa s'n. Diese fanden meistens unter fernwohnen- 
den Verwandten statt oder auch beim Göd'n und bei der 
God'n. Die Männer huldigten dem Kartenspiel und der 
Pfeife, politisierten dabei, auch Krieg geführt wurde ganz 
lebhaft, die Weiber strickten und nähten gar emsig. Das 
übliche Anschauen der Stallungen, und Wirtschaftsgebäude 
war auch hier Sitte. Die Jause fiel etwas nobler aus, 
denn bei den Rockaroasn. Es marschierte Gugelhupf und 
Gebackenes auf; diese Gattung Roasn waren mehr familiär. 
Aber auch hier schlug sich der Humor wieder durch. Waren 
junge Leute dabei, die keinen rechten Sitz hatten, wurden 
Spiele arrangiert, so zum Beispiel „Der Plumpsack geht 
um" oder „Handwerksbürscherlaustreiben" usw. Das Geschich- 
tenerzählen war bei solchen Anlässen sehr im Brauch. Ich 
habe einen Mann gekannt, der Stunden hintereinander zu 
erzählen wußte und er erzählte mit an Geschmack. Nie- 
mand wurde müde, ihm aufzuhorchen, gespannt, oft aufs 
äußerste, hing alt und jung an seinem Munde, und zum 
Schluß sagten alle: Das war wirklich schön! Auch die 
Kriegsgeschichten von anno 48 und 59 und 66 kamen auf's 
Tapet. Dieser Mann war überall gern gesehen und oft 
eingeladen ob seiner Erzählungskunst.
	        
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