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sehen wir etwas oberhalb die sogenannte „Geißkirche",
ein hübsches, turmartiges Felsengebilde, das auf seinem
höchsten Punkt eine einsame Föhre trägt. Gar mancher hat
die „Geißkirche" schon erklettert und von ihrer lustigen Spitze
aus frohe Rufe in das rauschende Mühltal gesandt.
Und weiter geht der Weg, an Bänkchen und Ruhe-
platzen vorüber. Da führt ein schmaler, steiler Pfad, von
Bäumen und Gebüsch halb verdeckt, auswärts bis Mr
„Burg". Dies ist ein qax eigenartiges, romantisches Fel¬
sengebilde: Ein überdachter Balkon, zu dem ein enger, ge¬
wundener Felsenpfad führt. Auf dem Balkon angelangt,
genießt man eine herrliche, den beschwerlichen Aufstieg
lohnende Aussicht. Tannen- und Fichtenwipfel reichen lange
nickt bis zu den Füßen des Beschauers, nur verschwommen
tönt das Rauschen der Mühl herauf, ein doppeltes Eisen-
gitter, das längs des Felsenbalkons gezogen ist, schützt den
begeisterten Beschauer vor dem Absturz in die Tiefe. Die
Felsenwände der „Burg" sind rauchgeschwärzt — heitere
Jugend hat sich des öfteren hier ein Feuer angemacht, Speck
oder Kartoffel gebraten. Jetzt kommen wir zu der (Stelle,
da zur Zeit des Kraftwerkbaues ein Steg über die Mühl
führte und am jenseitigen Ufer zahlreiche Baracken standen.
Dort erfolgte vor wenigen Jahren (1922), just in der
Osterwoche wars, eine schreckliche Dynamitexplosion, die ein
blühendes, hoffnungsvolles junges Menschenleben vernichtete
und das Barackendorf dem Erdboden gleichmachte.
Während am jenseitigen Ufer der Weg bereits auf-
gehört hat, finden wir, unseren Weg fortsetzend, bald eine
schöne, große Waldwiese, von einer Steinmauer umfriedet.
Im Frühling und Sommer steht diese Wiese voll der Herr-
lichsten Blumen. Der Weg, der jenseits der Waldwiese weiter-
führt, verliert allmählich, den gepflegten Charakter. Baum-
stämme liegen quer über den Weg, teilweise ist er ver-
sumpft, oder ein Bächlem ist zu überqueren. Aber gerade
das erhöht den Reiz der Wanderung.
Noch einmal kommen wir zu einem benannten Felsen-
gebilde, die „schwarze Küche" genannt, ein überhängender
Fels, der wohl schon manchem Wanderer vor Unwetter
Schutz geboten hat. Hier ist der halbe Weg bis Unter-
mühl erreicht.
Bald folgt auf einer Waldblöße einsam und idyllisch
gelegen die „Ebenmühle", dann geht es wieder weiter.