Volltext: Fünfzehntes Bändchen (15. 1931)

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sehen wir etwas oberhalb die sogenannte „Geißkirche", 
ein hübsches, turmartiges Felsengebilde, das auf seinem 
höchsten Punkt eine einsame Föhre trägt. Gar mancher hat 
die „Geißkirche" schon erklettert und von ihrer lustigen Spitze 
aus frohe Rufe in das rauschende Mühltal gesandt. 
Und weiter geht der Weg, an Bänkchen und Ruhe- 
platzen vorüber. Da führt ein schmaler, steiler Pfad, von 
Bäumen und Gebüsch halb verdeckt, auswärts bis Mr 
„Burg". Dies ist ein qax eigenartiges, romantisches Fel¬ 
sengebilde: Ein überdachter Balkon, zu dem ein enger, ge¬ 
wundener Felsenpfad führt. Auf dem Balkon angelangt, 
genießt man eine herrliche, den beschwerlichen Aufstieg 
lohnende Aussicht. Tannen- und Fichtenwipfel reichen lange 
nickt bis zu den Füßen des Beschauers, nur verschwommen 
tönt das Rauschen der Mühl herauf, ein doppeltes Eisen- 
gitter, das längs des Felsenbalkons gezogen ist, schützt den 
begeisterten Beschauer vor dem Absturz in die Tiefe. Die 
Felsenwände der „Burg" sind rauchgeschwärzt — heitere 
Jugend hat sich des öfteren hier ein Feuer angemacht, Speck 
oder Kartoffel gebraten. Jetzt kommen wir zu der (Stelle, 
da zur Zeit des Kraftwerkbaues ein Steg über die Mühl 
führte und am jenseitigen Ufer zahlreiche Baracken standen. 
Dort erfolgte vor wenigen Jahren (1922), just in der 
Osterwoche wars, eine schreckliche Dynamitexplosion, die ein 
blühendes, hoffnungsvolles junges Menschenleben vernichtete 
und das Barackendorf dem Erdboden gleichmachte. 
Während am jenseitigen Ufer der Weg bereits auf- 
gehört hat, finden wir, unseren Weg fortsetzend, bald eine 
schöne, große Waldwiese, von einer Steinmauer umfriedet. 
Im Frühling und Sommer steht diese Wiese voll der Herr- 
lichsten Blumen. Der Weg, der jenseits der Waldwiese weiter- 
führt, verliert allmählich, den gepflegten Charakter. Baum- 
stämme liegen quer über den Weg, teilweise ist er ver- 
sumpft, oder ein Bächlem ist zu überqueren. Aber gerade 
das erhöht den Reiz der Wanderung. 
Noch einmal kommen wir zu einem benannten Felsen- 
gebilde, die „schwarze Küche" genannt, ein überhängender 
Fels, der wohl schon manchem Wanderer vor Unwetter 
Schutz geboten hat. Hier ist der halbe Weg bis Unter- 
mühl erreicht. 
Bald folgt auf einer Waldblöße einsam und idyllisch 
gelegen die „Ebenmühle", dann geht es wieder weiter.
	        
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