Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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„„Dorf" (abzuleiten vom lateinischen turba = Gefolge, An- 
chang, Schar) die Verwandtschaft des betreffenden Siedlers, 
da ja die Bayern in unserer Gegend sehr häufig sich in 
großen Verwandtschaftsfamilien niederließen. Weigelsdorf (bei 
Kleinzell) z. B. heißt im Jahre 1185 Wiglinsdorf, also der 
Ort, wo sich der Verwandtschaftsführer Wiglin mit seinen 
Leuten seßhaft machte. So ein Verwandtschaftsführer be- 
nötigte in der Regel für die Seinen, je nach der Anzahl der 
schon bestehenden Einzelfamilien, mehrere Häuser, daher denn 
auch heute noch „Dorf" für gewöhnlich das Zusammensein 
mehrerer Häuser besagt. Ausnahmsweise konnte aber die 
Verwandtschaft eines Auswandererführers aus Bayern auch 
nur aus einer einzigen Familie bestehen, daher wir denn 
auch Einzelhäuser mit der Dorfbenennung treffen z. B. 
Gotzersdorf (Lembach), Lallersdorf und Wörnersdorf (Nieder- 
waldkirchen) und Lummersdorf (St. Johann am Windberg). 
Später dachte man beim Worte „Dorf" nicht mehr an seine 
ursprüngliche Bedeutung = Anhang, Gefolgschaft, sondern 
nur mehr an die Behausungen und nannte daher „mehrere 
nebeneinander gebaute Häuser selbst schon „Dorf", wie wir 
z. B. mehrere Neudorf, oder auch „Dorf" allein haben. 
Es ist gewiß auffallend, daß die einfache Ortsbezeichnung 
„Dorf" sich zumeist in der Nähe von Schlössern findet, wie 
bei der Ruine Haichenbach (Niederkappel), bei Rannariedl, 
beim einstigen Schlosse Kirchberg a. d. D. usw. Es scheint da, 
daß die Schloßherrschaften in der Nähe ihrer Edelsitze ver- 
schiedene Untertanen ansiedelten, welche dann zu Wach-, Hand- 
und Spanndiensten verpflichtet waren. Die Wohnsitze dieser 
Untertanen nannte man dann nach dem Schlosse selbst und 
öfter noch „Dorf". Das heutige ,,Dorf" bei Haichenbach 
(jetzt Kerschbaumerschlößl) wird bei seiner ersten Erwähnung 
im Jahre 1337 auch noch Haichenbach genannt. Wie schon 
im 8. Bändchen, Seite 85, erwähnt wurde, läßt sich bei uns 
keine ehemalige Burg des Eppo von Windberg nachweisen; 
der Name „Dorf" in St. Peter am genannten Berge spricht 
nun dafür, daß in dortiger Nähe einmal ein Schloß be- 
standen habe.
	        
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