Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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Johann Sigl in Kleinzell: 
Georg Matthäus Vischer besten Heimat- 
kundlichen Andenkens. 
 
Ganz unschätzbar sind die Verdienste, die sich dieser 
Mann um die Heimatkunde auch unseres oberen Mühlvier- 
tels schon vor 250 Jahren erworben hat. Vischer war 1638 
zu Wenns in Tirol, im oberen Inntale, geboren; er studierte 
Theologie und wir treffen ihn als Priester 1666 im damals 
bayerischen Andrichsfurt, von wo er aber im gleichen Jahre 
als Pfarrer nach dem oberösterreichischen Leonstein kam. Mit 
der Kunst der Bodenmessung wohl vertraut und für Zeichnen 
ganz einzig veranlagt, machte er jetzt den oberösterreichischen 
Ständen den Antrag, eine Karte dieses Landes herzustellen. 
Er erbat sich auch vom Bischof zu Passau, zu dessen Diözese 
ja damals ganz Oberösterreich gehörte, die Erlaubnis, sein 
Pfarramt selbst nur im Winter, zu den anderen Jahres- 
zeiten aber durch einen Stellvertreter ausüben zu dürfen, 
um die zur Aufnahme unseres Landes nötigen Reisen machen 
zu können. Schon im nächsten Jahre 1667 hatte Vischer ganz 
Oberösterreich mappiert und auf 12 Blättern eine so eigen- 
artige und prächtige Karte geschaffen, daß man sich an ihr 
wirklich nicht satt sehen kann. Vischer gibt auf derselben 
nicht bloß die einzelnen Orte an, sondern bei jedem zeichnet 
er auch fein und zierlich das wichtigste Gebäude ein, die 
Kirche, das Schloß, die Stadtmauer, die Ruinen, so daß sich 
seine Kartenblätter wie Kleinbilderbogen ausnehmen und die 
Kinder versucht werden, mit dem Ausschneiden anzufangen. 
Es ist bemerkenswert, daß Vischer auf fast allen Kirchtürmen 
das Passauer-Kreuz zeichnet, nämlich jenes mit zwei Quer- 
balken, durch das Passau das alte Diözesangebiet anzeigen 
wollte: längst gehört unser Gebiet nicht mehr zu Passau, 
aber sein Kreuz hat sich bis heute noch erhalten auf manchen 
Kirchtürmen (wie z. B. St. Martin) und auf vielen Feld 
kapellen und Bildsäulen. Vischer verbindet mit seiner Land-- 
karte auch einen guten Teil der Landesbeschreibung, indem 
er durch höchst gefällige und mit anmutenden Versen versehene 
Nebenzeichnungen Nachricht gibt von der hauptsächlichen Er- 
werbstätigkeit der einzelnen Landesteile, wie er z. B. für das 
obere Mühlviertel mit Leinwand beschäftigte Personen zeigt 
mit der Überschrift: „Golschen, Leinwath, Zwilch und Rupf,
	        
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