Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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Passau bis herab zur Großen Mühl einen Wolf fängt, 
dafür einen Hirsch erlegen dürfe. 
Alte Leute wußten auch zu erzählen, die Wölfe seien, 
sowie manche Hunde, sehr wehleidig gegen Musik, durch die 
sie sich verscheuchen ließen und überlieferten uns hiefür in 
Wort und Schrift das folgende Beispiel: Ein Musiker, wel- 
cher eine Geige bei sich trug, fiel in eine Wolfsgrube, in 
die vorher schon ein Wolf gestürzt war und der nun sogleich 
auf den zu Tode erschreckten Musiker lossprang, dabei aber 
mit den Krallen die Geigesaiten streifte und bei deren schrillen 
Tönen heulend zurückwich. Dadurch gewann aber der am gan- 
zen Leibe zitternde Geiger wieder die Geistesgegenwart, griff 
eilends nach dem Fidelbogen und entlockte mit demselben 
seinem Instrumente möglichst grelle Töne, während der Wolf 
heulend und fortwährend mit den Füßen trippelnd sich an 
die gegenüberliegende Grubenwand drückte. Durch des Wolfes 
Geheul, der Fidel Gekratze, aber auch des Geigers Geschrei 
wurden in die Nähe gekommene Leute aufgeschreckt und sie 
eilten herbei und haben nun das Leben dem Musiker ge- 
rettet, dem Wolfe aber genommen. Diesen Ausgang hat die 
ganze Geschichte, wie uns berichtet wird, dasselbigemal 
genommen. 
 
Johann Sigl auch Kleinzell: 
 
Die „Gugel" 
Kukullus nannten die Römer den von den Krämern 
zum Einhüllen der Samen, Gewürze usw. verwendeten Papier- 
sack, der unten spitz zulief; wir nennen ein solches Ding 
Stanizel. Kukullus nannten die Römer aber auch eine ähn- 
lich geformte Kopf- und zugleich Schulterbedeckung, also eine 
Kapuze. Dieses sehr praktische Kleidungsstück trugen dann 
auch die christlichen Mönche, die es Kukulla nannten. Von 
den Missionsmönchen lernten dieses Kleidungsstück auch unsere 
deutschen Vorfahren kennen und ahmten es in verschiedener 
Weise nach, wobei sie seine Benennung in „Gugel" um- 
änderten. Dieses letztere Wort gebrauchten sie aber nicht 
bloß für jede kapuzenähnliche Kleidung, wie Männertrauer- 
mäntel, Frauenkopfhüllen und Kindelhauben, sondern auch 
für kegelförmige Hügel. Für manchen solchen Hügel wurde 
und blieb bis heute „Gugl" der eigene Name; be-
	        
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