Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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Johann Sigl in Kleinzell: 
 
Wölfe im Mühlviertel. 
 
Wölfe gab es in älteren Zeiten auch im Mühlviertel 
genug; an sie erinnern uns ja noch immer verschiedene 
Siedelungs- und Flurnamen; sowohl das heutige Wölfling 
in Kirchberg, als auch Würfling in Niederwaldkirchen heißen 
in alten Urkunden „Welvarn", was soviel als „bei den Wolf- 
fangern" bedeutet und Wolfsdobl bei St. Martin, Wolfsbach 
bei Ottensheim und Wolfsberg bei St. Johann am Windberg 
besagen uns in ihren Namen noch immer den einstigen Auf- 
enthalt von Wölfen. Bei der großen Gefährlichkeit derselben 
für die Haustiere aber auch für die Menschen war man 
natürlich! schon von jeher auf die Ausrottung der Wölfe 
bedacht. Sehr häufig legte man ausgemauerte Fallgruben an 
und bedeckte sie mit dürren Stäben und mit Moos; in 
mitten dieser leichten Ueberdachung wurde an einer Stange 
ein Lamm angebunden und wenn sich Wölfe auf dieses.stürzen 
wollten, brachen sie durch und fielen in die Grube. Solcher 
„Wolfsgruben" gab es viele; im Wirtschaftsbuche des Wolf- 
gang Dietrich von Rödern auf Schloß Berg (bei Rohrbach) 
heißt es jm Jahre 1649: „Im gröbisten Winter soll man 
den Wölfen kedern und den Wolfsgruben nachtrachten und 
eine neue zu Arbesberg (bei Rohrbach) und die anderen im 
Hofholz wieder zuerichten". In der Nähe von Pfarrkirchen 
waren noch Mitte des letzten Jahrhunderts, wie ältere Leute 
erzählten, die Ueberreste einer Wolfsgrube sichtbar und nach 
solchen werden auch manche Häuser noch benannt, ein solcher 
„Wolfsgruber" findet sich zum Beispiel bei Gramastetten. 
Doktor Prüll berichtet uns in seinem „Obermühlviertler 
Bauernhaus", Seite 66, daß ein Schmied aus Aigen im 
Jahre 1643 bei Helfenberg in eine Wolfsgrube fiel und 
darin bis zum dritten Tage halbtot liegen blieb, bis Hilfe 
kam; im gleichen Werke lesen wir auch, daß ein Aigner 
Bürger in der Nähe von Glöckelberg eine noch bestehende 
Kapelle gegen Ende des 17. Jahrhunderts habe bauen lassen 
zum Danke dafür, daß die Wölfe, welche ihn bei einem Ritte 
lange verfolgt hatten, an dieser Stelle zurückwichen. 
Die Vertilgung der Wölfe suchten auch die Herrschaften 
durch gewisse Belohnungen zu fördern; so bestimmte der Ilz- 
städter Landtag im Jahre 1256, daß, wer im Gebiete von
	        
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