Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

— 84 — 
Franz Wöß, Schulleiter in Klaffer: 
 
's Wolfablassn am Martinitag. 
 
Lebendige Freude strahlt in den Augen der Jungen, der 
Uebermut juckt und die Schulbank ist hart, denn der ersehnte 
Martinitag ist wiederum da. 
Lachend und schreiend durchstöbern die Knaben die „Rei- 
hcm", um alte Hefen, Schaufeln, Streusens'n oder anderes 
Eisenzeug zu sammeln für ihr wichtiges Treiben am Abende 
dieses Tages. 
Bei Einbruch der Dämmerung versammelte sich nun die 
Knabenschar am Dorfeingang. Jeder ist versehen mit dem 
eroberten alten Geschirre in der einen Hand und mit einem 
Prügel in der andern. Endlich ist es dunkel genug. Jetzt 
gehen oder laufen die Jungen auf die Blochgeschirre und 
Sensen schlagend und lärmend durch die Dorfstraße bis ans 
Dorfende, wo mehrere Minuten diese Lärmmusik stark an- 
hält. Hierauf wandert die kleine Schar ebenfalls schlagend 
und lärmend rund um das Dorf, wobei dieselbe von etwas 
älteren Knaben gejagt werden. Um Unglücke zu verhüten, 
sollte dieses Jagen ausbleiben. Nach einer halben Stunde 
ist die Freude der Jungen beendet und ihre Lärminstru- 
mente fliegen wieder in die „Reihan". (Raum zwischen zwei 
Häuser.) 
Dieser Brauch dürfte in der frühesten Hirtenzeit wurzeln, 
in der noch Wölfe die weidende Herde überfielen. 
Ueber das Wolffangen teilte der Bauer Schmid Ferdl, 
Klaffer, folgendes mit: 
Man fing öfters Wölfe in eigenen tiefen Wolfsgruben, 
über die ein Prügel lag, auf welchem ein Brett mit einem 
Köder befestigt war. Nebenbei versteckte ein Gesträuch dif 
vordere Grubenseite. Wenn der Wolf zum Köder kam, 
schnappte das Brett um, der Wolf fiel in die Grube und das 
Brett schnellte wieder in die frühere Fallstellung zurück. Die 
gefangenen Wölfe wurden dann von den Bauern erschossen. 
Der alte Hainzinger verschüttete 1850 herum eine Wolfs- 
grübe im Multerberg (Schönberg). 
Am (11. November) Martinitag wurde das Viehhüten 
eingestellt und niemand solle mehr Viehhüten, denn der 
Wolf ist abgelassen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.