Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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Die Geistlichkeit war ganz protestantisch, die Pastoren auch 
verheiratet. Solche Pastoren von Reichenau waren Andreas 
Pucher, 1572 installiert, Michael Trappel, Rupert Weger, 
der im Landhaus in Linz geheiratet hat. Nach 1626 wurde 
das Land wieder katholisch, die lutherischen Pfarrer wieder 
entfernt, katholische Seelsorger eingesetzt: Eine Reichenauer- 
Matrik trägt im Jahre 1630 den Vermerk: „Conversus 
abdicavit haeresim lutheranam illustrissimus et generosissimus 
Henricus Wilhelmus de Starhemberg" (Wilhelm Starhemberg 
schaffte nach seiner eigenen Bekehrung die lutherische Irrlehre 
ab). Die Starhemberger waren ja eine Zeitlang selbst luthe- 
risch, haben aber dann die Gegenreformation auf ihren Be¬ 
sitzungen energisch durchgeführt. Im Pfarrarchiv ist noch 
eine umfangreiche handschriftliche Widerlegung der lutheri- 
sehen Irrtümer aus dem Jahre 1681 vorhanden, in der im 
krausen Deutsch jener Zeit mit noch krauserer Schrift ein 
katholischer Theologe einigen „hoch und wohlgeborenen 
Reichsgräfinnen, in den Namen der allerheiligsten Dreifältig-- 
feit und des Gekreuzigten" die katholische Wahrheit erklärt. 
Die gewöhnlichen Leute wurden vielfach gewaltsam kathlolisch 
gemacht. So wird von einem Bader Rab im Ort berichtet, 
daß er nicht katholisch werden und keinen Beichtzettel abgeben 
wollte, er wurde deshalb vertrieben und ist schließlich, um 
wieder heimkehren zu können, doch katholisch geworden. Es 
galt eben wie damals überall der durchaus nicht zu billigende 
Grundsatz: „cuius regio eins et religio", „der Landesherr 
bestimmt die Religion seiner Untertanen!" Reichenau zählte 
nach der Gegenreformation zu den absolut rein katholischen 
Pfarren. 
1575 hatte ein Pfarrer ein arges Zerwürfnis mit der 
Herrschaft, weil er seine Köchin ohne Erlaubnis der Herrschaft 
heiraten ließ und kopulierte. Aermeren Leuten wurde eben 
das Heiraten wegen der zu befürchtenden Armenversorgung 
untersagt. 
Die Pfarre war ursprünglich sehr klein, Gallneukirchen 
war die Mutterpfarre und das dem heiligen Täufer Johannes 
Enthaupt geweihte Kirchlein. Ursprünglich nur eine Filiale 
und Taufkapelle, über deren Bau und Alter die Geschichte 
schweigt. Nur das ist bekannt, daß sie 1632 so baufällig 
war, daß die Herrschaft das „Bartuchgeld" zu den Baukosten 
bewilligte. 1640 wurde sie teilweise umgebaut. Sie zeigt die 
für Süddeutschland und Oesterreich charakteristische Stil-
	        
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