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denn sie sind da ganz unter sich und können sich wieder
einmal gründlich ausreden. Es werden da oft die abenteuer¬
lichsten Sachen erzählt. Wer aber glaubt, da ohne weiteres
zuhören oder, wie es die Stadtleute öfter machen, die Leute
ausfragen zu können, der würde sich irren. Tritt ein Unbe-
rufener ein, so verstummt das Gespräch, oder nimmt eine
andere Wendung. Fremden gegenüber sind sie verschlossen
und mißtrauisch, Herrenleuten gegenüber geben sie sich im
Gespräch ganz anders, als sie sind; sie tun das in der Be-
fürchtung, als dumme Bauersleute verlacht zu werden. Daß
es auch Herrenleute gibt, welche alte Volksbräuche, Sitten
und Anschauungen achten und über unsere altererbte, hei-
mische Mundart nicht lachen, das können sie nicht glauben;
sie haben eben schon schlimme Erfahrungen gemacht, gerade
von nahestehenden Volksgenossen, welche nach der Stadt zogen
und über kurz oder lang wieder zurückkehrten; denn gerade
diese sind es, welche sich nicht genug tun können, über alles
Ländliche zu spotten, obwohl sie von den Städtern oft wenig
Gutes, leider aber oft Torheiten von ihnen angenommen
haben.
Es ist daher schwer, in die Anschauungen und das
Gefühlsleben des Landvolkes einzudringen; das weiß am
besten der, welcher selbst im Volke aufgewachsen ist, der selbst
alles mitgemacht hat und mit dem Volke lebt und fühlr
und denkt. Die Bauersleute werden sehr oft in Romanen
so geschildert, wie sie gar nicht sind.
Am schwersten sind zu erfahren ihre Sympathie- und
Geheimmittel, sowie Wendesprüche gegen Hexerei, Neid und
Zauberei und gegen die verschiedensten Uebel im menschlichen
Leben. Diese Tinge werden oft nur an die besten Freunde
oder gleichgesinnt Bekannte vererbt, und von diesen wieder
wie Schätze behütet.
Wenn nun die Oelweiber diesen ihren Lieblingsgegenstand
behandelten, da waren sie oft in solchen Gesprächseifer geraten,
daß sie es nicht einmal merkten, wenn der Müller unauf-
fällig ihren Gesprächen zuhörte.
Was Wunder, wenn sie dann auf dem nächtlichen Heim-
weg sich aneinanderhalten mußten aus Furcht und Aufregung
über das, was sie sich gegenseitig erzählt hatten.
Als einmal wieder nachts die gruseligsten Sachen erzählt
worden waren, dachte gar manche schon ängstlich an den
Heimweg; nur eine junge Bauernmagd machte noch Dumm-