Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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denn sie sind da ganz unter sich und können sich wieder 
einmal gründlich ausreden. Es werden da oft die abenteuer¬ 
lichsten Sachen erzählt. Wer aber glaubt, da ohne weiteres 
zuhören oder, wie es die Stadtleute öfter machen, die Leute 
ausfragen zu können, der würde sich irren. Tritt ein Unbe- 
rufener ein, so verstummt das Gespräch, oder nimmt eine 
andere Wendung. Fremden gegenüber sind sie verschlossen 
und mißtrauisch, Herrenleuten gegenüber geben sie sich im 
Gespräch ganz anders, als sie sind; sie tun das in der Be- 
fürchtung, als dumme Bauersleute verlacht zu werden. Daß 
es auch Herrenleute gibt, welche alte Volksbräuche, Sitten 
und Anschauungen achten und über unsere altererbte, hei- 
mische Mundart nicht lachen, das können sie nicht glauben; 
sie haben eben schon schlimme Erfahrungen gemacht, gerade 
von nahestehenden Volksgenossen, welche nach der Stadt zogen 
und über kurz oder lang wieder zurückkehrten; denn gerade 
diese sind es, welche sich nicht genug tun können, über alles 
Ländliche zu spotten, obwohl sie von den Städtern oft wenig 
Gutes, leider aber oft Torheiten von ihnen angenommen 
haben. 
Es ist daher schwer, in die Anschauungen und das 
Gefühlsleben des Landvolkes einzudringen; das weiß am 
besten der, welcher selbst im Volke aufgewachsen ist, der selbst 
alles mitgemacht hat und mit dem Volke lebt und fühlr 
und denkt. Die Bauersleute werden sehr oft in Romanen 
so geschildert, wie sie gar nicht sind. 
Am schwersten sind zu erfahren ihre Sympathie- und 
Geheimmittel, sowie Wendesprüche gegen Hexerei, Neid und 
Zauberei und gegen die verschiedensten Uebel im menschlichen 
Leben. Diese Tinge werden oft nur an die besten Freunde 
oder gleichgesinnt Bekannte vererbt, und von diesen wieder 
wie Schätze behütet. 
Wenn nun die Oelweiber diesen ihren Lieblingsgegenstand 
behandelten, da waren sie oft in solchen Gesprächseifer geraten, 
daß sie es nicht einmal merkten, wenn der Müller unauf- 
fällig ihren Gesprächen zuhörte. 
Was Wunder, wenn sie dann auf dem nächtlichen Heim- 
weg sich aneinanderhalten mußten aus Furcht und Aufregung 
über das, was sie sich gegenseitig erzählt hatten. 
Als einmal wieder nachts die gruseligsten Sachen erzählt 
worden waren, dachte gar manche schon ängstlich an den 
Heimweg; nur eine junge Bauernmagd machte noch Dumm-
	        
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