Volltext: Vierzehntes Bändchen (14. 1926)

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„Oasen"-Häuser. 
 
Hie und da trifft man ein Haus, dessen Name mit 
„Oasen" zusammengesetzt ist, wie „Oasenhofstatt", „Oasen- 
bamer" usw. Was soll aber diese Bezeichnung bedeuten? 
„Oasen", wofür aber auch „Roösen" gebraucht wurde, wurde 
bei unseren Vorfahren genannt der Träger, die Stütze, die 
Unterlage aus Holz, daher auch „Oasenbaum" (oder „Roösen- 
baum"); dieser Ausdruck wurde insbesondere gebraucht für 
die starken Tragbalken, aus denen die hölzerne Decke der 
Stuben lag, wofür jetzt nur mehr das Wort „Tram" vor- 
kommt. Diese „Oasenbäume" waren sehr häufig an den 
Kanten mit schönen Schnitzwerken versehen und in die Flächen 
die Namen der Hausbesitzer sowie die Jahreszahl eingestochen, 
daher denn solche alte Oasenbäume großes heimatkundliches 
Interesse bieten. Auf solchen Bäumen ruhende Zimmer- 
decken — man findet manchmal noch eine aus dem 16. Jahr- 
hundert — stellen sich ganz allgemein sehr gefällig dar und 
gewiß weit besser, als ein heutiger ganz flacher „Plafond" 
mit Mörtelverputz. So eine ganz prächtige alte Zimmerdecke 
sieht man zum Beispiel beim „Richterwirt" in Niederwald- 
kirchen; dieselbe ließ daselbst 1618 Pfarrer Jakob Lybius 
für den Pfarrhof anfertigen; sie kam aber um 1720 in das 
genannte Gasthaus, als der Pfarrhof ganz neu erbaut wurde 
unter Pfarrer Johann Georg Langöttl (gestorben 20. Jänner 
1736 an Schlagfluß bei dem Dorfe Pehersdorf). Die hölzernen 
Zimmerdecken des Erdgeschosses hatten im Winter für die 
im ersten Stocke Wohnenden den Vorteil, daß da die Wärme 
leicht durchdrang, weswegen auch die bewohnten Zimmer des 
ersten Stockes früher häufig gar keine Oefen hatten; dafür 
war aber manchmal auch inmitten der unteren Stubendecke 
zum Durchzug der Wärme noch eigens eine Oeffnung aus¬ 
geschnitten, über die man in der oberen Stube den Tisch 
stellte; solche Vorrichtungen erhielten bis zur Mitte des vori- 
gen Jahrhunderts in gar manchen Häusern. Während man 
„Oasen" jetzt gar nicht mchr hört, hat sich der Ausdruck 
„Roösen" in der Bedeutung von Tragbalken noch erhalten 
bis in unsere Zeit; so kann man aus dem Munde alter 
Zimmerleute noch hören die Bezeichnung „g'nagelte Roös"; 
man nannte so zwei lange aus einander genagelte Querbalken, 
von denen der untere durchs ein schief eingeschnittenes Mittel- 
stück den Druck von oben seitwärts ablenkte. Was nun die
	        
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