Volltext: Dreizehntes Bändchen (13. 1926)

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Wohl stützen starke Balken noch das Schiff 
Und ruht die Wölbung seiner weiten Bogen 
Auf Holzgestänge, durch den Raum gezogen. 
Wie ich nach Plan und Maß mein Werk begriff. 
 
Doch fällt das Stuhlgerüste, eng verzweigt. 
Wird edel dann und frei der Bogen schweben, 
Andächtig wird der Bau dem Himmel leben, 
Wenn er den Menschen seine Schönheit zeigt." 
 
Verheißend klang des Meisters frohes Wort, 
Und die ihm lauschten, ehrten kühnes Wagen, — 
Nur einer steht, den Haß und Neid zernagen, 
Der spricht: „Nimmst, Meister, das Gerüst du fort, 
 
Dann zeigt sich erst, ob Stein in Stein gefügt, 
Die Wölbung hält, als der Berechnung Wunder, 
Sonst stürzt die Kirche ein in Schutt und Plunder, 
Die Kunst ist wahr, es lebt kein Bau, der lügt!" 
 
Polier war er, des Meisters rechte Hand, 
Hütt' gern in Ehrsucht selbst den Bau geleitet. — 
Stolz sprach der Meister: „Eh' ein Wort noch streitet, 
Das Werk beweise morgen den Bestand !" — 
 
Dem Ruhme dessen, der die Kirche baut, 
Galt nicht allein des Neiders wild Begehren, 
Sein Herz war krank in brünstigem Verzehren 
Nach seines Meisters jugendschöner Braut. — 
 
Das böse Wort ging doch dem Meister nach. 
Gebar ihm Zweifel und erwuchs zu Qualen, 
Die sich ihm nachts in Schlaf und Träume stahlen, 
Ob nicht ein Fehler seinen Bau zerbrach. 
 
Er liebte so sein Werk, der Säulen starken Schaft, 
Der Linien Reinheit, Ebenmaß des Raumes, 
Wie die Erfüllung eines Lebenstraumes, 
Sein Herz fand nimmer der Entsagung Kraft. 
 
Es dünkte ihm wie lieben Kindes Tod, 
Und immer heißer glühten Angst und Bangen. —
	        
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