Volltext: Zwölftes Bändchen (12. 1926)

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l. Der spätgotische Ofen des Augustiner- 
Chorherrenstiftes Waldhausen. 
Die einzelnen Kacheln tragen folgende Darstellungen: 
Adam und Eva beim Baume, Austreibung aus dem Para- 
dies, der hl. Christophorus mit dem Jesukindlein am Rücken 
Simson im Kampf mit dem Löwen, der hl. Sebastian, der 
hl. Nikolaus. Von diesen Nischenkacheln sind im Ganzen 
17 Stücke bekannt, welche zum Teil dem Germanischen Mu¬ 
seum zu Nürnberg (7 Exemplare) und dem Oesterreichischen 
Museum in Wien (2 Exemplare) angehören, zum anderen 
Teil (8 Exemplare) sich aber in Privatsammlungen befinden. 
Den eigenartigen Schmuck des Waldhausener Ofens bil- 
deten jedoch die Eckkacheln mit über Eck gestellten Wappen- 
schildern und der Halbfigur einer vornehm gekleideten Schild- 
halterin. Auf der einen Eckkachel sehen wir die Figur des 
hl. Johannes des Evangelisten mit dem Kelche, auf der zweiten 
den Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Beide Wappendarstel¬ 
lungen zusammengezogen, bilden das Wappen des Chor- 
herrenstiftes. 
Waldhausen ist eine Gründung des Klosters Sebnich, 
welches von Otto und Walchun von Machland um die Mitte 
des 12. Jahrhunderts zu Ehren des hl. Johannes des Evan- 
gelisten aus Machlandschem Boden am Sarmingbache gestiftet 
wurde. Als erster Propst erscheint 1161: „Berchtoldus prepo- 
situs in Waldhausen". Bald darauf wurde das Hospital „zu 
Sankt Nikola am Struden", eine Fremdenherberge, in erster 
Linie für Pilger bestimmt, gegründet. Zahlreiche Stiftungen 
mehrten den Reichtum Waldhausens, welches bald große 
Gründe in Ober- und Niederösterreich sowie im Salzburgischen 
und in Mähren erwarb. Die Einfälle der Hussiten im fünf- 
zehnten Jahrhundert brachten dem Stift schwere Tage. Im 
Jahre 1428 wurde es gänzlich zerstört und, kaum notdürftig 
hergestellt, im November 1432 neuerdings mit Einschluß der 
Kirche verwüstet. Zehn Jahre darauf wurde Martin (Leysten- 
freund) zum Propste gewählt. Er baute das Stift herrlich 
auf und schuf eine Bibliothek. In der Reihe der Pröpste 
folgten: 1457 Heinrich, 1461 Paulus II., 1465 Erhard I., 
(Meydhart), 1475 Erhard II. (Saumarkter), 1488 Johann 
(Welser), 1490 Martin II., 1500 Konrad (Schratt Edler 
von Streitwiesen), welcher dem Stifte 30 Jahre vorstand. 
Soweit die Reihe der Pröpste für jenen Zeitraum, der für 
das Entstehen unseres Ofens in Betracht kommt.
	        
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