— 84 —
Kunsthistoriker Alfred Walcher, Ritter v. ^Molthein,
Schloß Feldegg:
Zur Geschichte der alteren
Tonwaren Tonwaren im
Mühlviertel.
2. Fortsetzung der im 10.Band, der „Beiträge der Landes u.Volkskunde
des Mühlviertels", Seite 1—5 und 115-122 veröffentlichten Beiträgen.
Die ältere Kachelkunst im Mühlviertel.
III.
Nicht so alt wie die Erzeugung von Tongefäßen, die weit
in die vorchristliche Zeit zurückreicht, ist die Herstellung von
Tonkacheln für den Ofenbau. Im Bauerngehöft des Mittel-
alters genügten das offene Herdfeuer, sowie der nach Ent-
nahme des Brotes geöffnete Backofen zur notwendigen Erwär-
mung des Wohnraumes, dessen Fenster im Winter mittelst
Holzläden, Tüchern, Stroh und Moos fest verschlossen blie-
ben. Die Herstellung des durchscheinenden Scheibenglases war
damals noch unbekannt, und so lebten die Leute, soferne sie
nicht außer Hause beschäftigt waren, in den kalten Monaten
viel in finsteren oder durch Spannleuchter oder offenem
Feuer nur notdürftig beleuchteten Räumen. Dieses primitive
Leben verbesserte sich bei Einführung von Glimmerscheiben
(Katzenglas) und in weiterer Folge von runden, sechsseitigen
und schließlich größeren vierseitigen Glasscheiben. Es ist be-
merkenswert, daß die Herstellung der ersten Glasfenster
(Butzenscheiben) mit der Erfindung der Buchdruckerkunst und
der Verbreitung der ersten Druckwerke zeitlich zusammenfällt.
Vorher beschränkte sich die ganze Wissenswerbung auf den
Weg der mündlichen Erzählung und hiezu war das Licht
ebensowenig notwendig wie etwa für die Schriftkunde, die
ja damals nur dem Klostergeistlichen, wenigen Mitgliedern des
Adels sowie den Notaren und Richtern geläufig war.
Mit den Fortschritten der Lichtquelle im Laufe der Jahr-
hunderte hielt die Förderung der Wärmequelle nicht gleichen
Schritt. Das offene Herdfeuer sowie der Backofen blieben
noch lange — ja in vielen Gegenden bis auf den heutigen
Tag die einzigen Wärmespender. Die Vereinigung von aus
Kacheln aufgebauten Hohlräumen in Verbindung mit dem