Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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Einem jeden Besucher fällt gleich die große Geräumigkeit in der Kirche auf. 
Nach dem Eindruck von weitem zu urteilen, würde sich niemand solche Größe im 
Inneren vorstellen, so sagten schon viele Besucher. Die Kirche ist groß, einfach, 
würdig und rein gehalten. Das Pflaster besteht zum größten Teil aus Kellheimer- 
platten, sind schön und leicht zum Putzen. Würde rückwärts im rechten Seitenschiff 
und vorn links in der sogenannten Kapelle das profane Ziegelpflaster weg sein, so 
wäre der Eindruck für eine Landkirche tadellos. Die Kirche ist dreischiffig mit fünf 
Altären, dem Hochaltar und vier Seitenaltären. Vorne der Hochaltar mit dem 
Thomasbild als Kirchenpatron, links vorne Marienaltar, (Maria, Hilfe der Christen), 
links seitwärts Blasiusaltar, rechts vorne Florianialtar und rechts seitwärts Sebastiani- 
altar. Sachverständige meinen, daß auch der Aufbau in der Kapelle zum Zelebrieren 
bestimmt gewesen und mutmaßlich die Reliquien im Granitstein eingebaut sind. 
Interessant ist auf jeden Fall das Florianibild mit dem alten St. Thomas. 
Schaut ganz anders aus wie heute. Die Kirche hat zwei Türme, sieht beim vorderen 
Eingang am Dach aus, wie wenn sie abgeteilt wäre. Die Stiege zum rückwärtigen 
Eingang beim Pfarrhof ist heute noch. Beim Gastwirt Gebetsberger führt eine 
zweite Stiege seitlings hinauf, links der Kirchenstiege, verschwindet hinter dem Haus 
und geht als eine neue Stiege hinaus zum Steinfelsen, sogenannten Kirchenburgstall. 
Man darf nicht vergessen, daß das sogenannte Gartensalettel beim Bäck (alter 
Name für Gebetsberger-Wirt) erst später in heutiger Form aufgebaut wurde. Gar 
nicht unmöglich, ja sogar wahrscheinlich ist, daß der Kirchenburgstall, wie man heute 
diese Steinformation beim Turme nennt, einstens eine heidnische Opserstätte gewesen 
sei. Der Brand 1366 sowie 1884 am Pfarrhofe hat gar manches geändert. 
Neben dem Seitenaltarbild Floriani stehen zwei Statuen: links der heilige 
Stephanus, rechts der heilige Donatus mit einem Blitze, Brand- oder Feuerbündel 
in der rechten Hand. Donatus ist ein Katakombenheiliger und wird besonders in 
Deutschland sehr verehrt als Schutzpatron gegen Gewitter. 
Die Legende erzählt folgendes: Der Leichnam des heiligen Donatus wurde 
nach Münster-Eifel überführt; bei dieser Uebertragnng und Beisetzung in der Kirche 
entstand ein furchtbares Gewitter, ein Blitz schlug in die Kirche und zündete; die 
Gefahr war groß. In dieser Angst warf sich der anwesende Jesuitenpater vor dem 
heiligen Leib nieder und bat innigst um Hilfe und Fürbitte. Im selben Moment 
hörte der Brand sofort auf, die Gefahr war vorüber. Daher seine Verehrung als 
Patron gegen Feuersgefahr und Gewitter, die besonders in Deutschland aus diesem 
Anlasse durch die Jesuiten verbreitet wurde. 
Das Florianibild selber ist ein Geschenk eines ehemaligen Prälaten vom 
Kloster Waldhausen. Eine Inschrift ober dem Bilde lautet: 
„Divo Floriano Angelo, cui potestas super ignem, erexit Josephus 
Praepositus. Dem heiligen Florian, der die Macht hat über das Feuer, weihte 
dieses Bild Propst Josephus." 
In Oesterreich findet man den heil. Donatus nur mehr vereinzelt in Kirchen. 
Eines der ältesten Bauwerke der Kirche ist wohl die Kapelle. Interessant 
sind die Schlußsteine: Pelikan, Löwe mit Jungen, und Jungfrau mit Einhorn. 
Der Pelikan, ein Sinnbild der Liebe Christi, der sein Blut gibt zur Er- 
lösung der Menschheit. Der Pelikan nährt mit seinem Blute die Jungen, eine Ansicht, 
die allerdings aus falscher Auffassung des Kehlsackes (Kropf) beruht. Der Pelikan 
wahrt seine Nahrung im Kehlkopf auf, läßt sie dann wieder heraus nach Bedarf, 
um damit seine Jungen zu nähren. In dieser Zeit ist der Pelikan ein sehr ge- 
fräßiges Tier. Nach Berechnung der Naturkundigen braucht ein Pelikan so lange,
	        
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