Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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Rechberger, Vieböck, Pürmaier und andere sind weit über das Mühlviertel hinaus 
bekannt. 
Für die kunst- und mühevolle Arbeitsweise möge ein Beispiel angeführt werden. 
Der Leinenweber Hans Sonnleitner in Haslach hat ein volkstümliches Gedicht 
verfaßt und der obgenannte Herr Pürmaier hat dieses Gedicht in ein Tischtuch 
kunstvoll verwoben. Es lautet: 
 
Der Weber als König. 
Kommt, die ihr so gering den Weberstand geachtet, 
Daß ihr sein Werk und Wesen kaum betrachtet. 
Hier könnt ihr sehen, daß auch jeder Webersmann 
Im bildlichen Verstand ein König heißen kann. 
Er sitzt auf seinem Stuhl wie auf dem Königsthrone, 
Ob er nicht Fürsten gleich auf einem Schlosse wohne, 
So ist er doch Regent in seinem Reich allein, 
Da muß ihm groß und klein ganz untertänig sein. 
Von seinem Thron herab umschaut er seine Staaten, 
Beherrschet und regiert die Bürger und Soldaten, 
Denn ohne seinen Wink und Fußtritt reget sich 
Kein Glied in seinem Reich. Seht, das heißt königlich! 
Hingegen, wenn die Macht, das Szepter sich erhebet. 
Dann wachet alles auf, was in dem Reiche lebet. 
Parademäßig ist da alles im Gewehr, 
Marschieret auf und ab sein ganzes Militär. 
In schönster Ordnung geh'n zugleich auch die Geschäfte 
Und bringen in den Gang die ganzen Heereskräfte, 
So ihm zu Tausenden stets zu Gebote stehen, 
Die er persönlich auch kann allzeit übersehen. 
Im Frieden lebt er stets, obwohl die Schützen müssen 
Auf ihrem Posten sein und immer tapfer schießen. 
Und was sehr wunderbar bei dieser Sache bleibt 
Ist, daß der König selbst das ganze Werk auf, 
 
Motto: 
„Durch Webers Hand sind dir bereit die Windel und das Sterbekleid." 
 
Nebst der Leinenindustrie gedeiht vor allem die Holzindustrie. Dann die 
Wasserkraft der Michel betreibt zahlreiche Sägewerke, in letzter Zeit manche elektrische 
Werke. Die „steinerne Mühl" bei der Waldkapelle wurde von der Herrschaft 
Helfenberg zur Anlage einer elektrischen Kraft- und Lichtquelle ausgebaut. Zahl- 
reiche Holzhauer finden in den ausgedehnten Herrschaftswäldern Beschäftigung. 
In früherer Zeit hat die Herrschaft viele Arbeitskräfte beschäftigt, die zum 
Teile jetzt noch im Gebrauche stehen. Es gab Hofbeamte, Hofjäger, Hofgärtner, 
Hofwirte, Hofamtmann, Hofbräuer, Pixenmacher usw. Die ungeheuren Schätze an 
Holz konnten oft nicht verwertet werden, so daß in den Jahren 1770-1790 
viele Baumstämme gefällt und liegen gelassen wurden. Man konnte sie nicht einmal 
verkaufen, besonders in Köckendorf. 
Andere Beschäftigungen der Leute sind nicht nennenswert. So waren 1821 
hier ein Bauern- und mehrere Hammerschmiede, ein Löffelmacher, zwei Silberarbeiter, 
ein Sockenstricker. 
In letzter Zeit hat sich die Obstbaumpflege etwas gehoben und es gedeiht 
in den sonnigen Lagen sehr gutes Spätobst, zum Teil sogar Edelobst, ein Beweis, 
daß die Höhenlage eines Ortes die Fruchtbarkeit nicht immer beeinträchtigt. 
Um Handel und Gewerbe zu beleben, hat sich Helfenberg bemüht, es zu 
einem Marktrechte zu bringen. Es gelang wohl nicht und Helfenberg blieb zeitlebens
	        
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