Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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An Schmiedeeisenarbeiten seien erwähnt, die beiden Gartentüren im Schlosse 
Helfenberg, die von den Seeau stammen und, besonders die größere, im Winter 
ein entzückendes Stimmungsbild geben; ferner mehrere alte Grabkreuze im Friedhofe. 
In den Häusern selbst tragen die Wände zahlreiche Sandlbilder, auch Scheren- 
schnitte und Holzkreuze. In den alten Truhen und in manchen Spinnrocken zeigt 
sich ein künstlerischer Zug, allerdings in den bescheidensten Formen. Beim Tonierlhäusel 
in Piberstein trägt eine alte Truhe das Bild eines Bauern (?) mit einem gewaltigen 
Kopfe und eine Kapelle im Walde. Die Jahreszahl Tonierlhäusel ist deutlich zu lesen. 
Vielleicht war es gar der Einsiedler in der Waldkapelle oder ein Bauer, der 
dort geheilt wurde. 
Ein Kunstwerk, allerdings nicht vom Volke stammend, ist eine eiförmige, ganz 
aus Gold gearbeitete Uhr, die in der Familie Josef Haudum in Kepling aufbewahrt 
wurde und einst ein Heiratgut war. Sie ist von Firmin in Paris, vielleicht um 
1770-1780 und möglicherweise von den Franzosen hiehergebracht. Im gleichen 
Hause wird ein mit färbiger Tinte geschriebenes Gebetbuch aus dem Jahre 1755 
aufbewahrt. Viel altes Volksgut, besonders Geschirr und Münzen, ist in die Hände 
von Altertumssammler übergegangen und verschleppt worden.1) 
 
Sage, Aberglaube, Gebräuche. 
Von der Pfarrkirche Helfenberg geht die Sage, daß man sie in alter Zeit 
dort bauen wollte wo heute die Linde steht. Aber jedesmal, wenn man Steine 
und Holz dort oben zusammengebracht hatte, warf der Teufel bei Nacht alles wieder 
den Berg hinunter, dorthin wo heute die Pfarrkirche steht. Daher fing man her- 
unten zu bauen an. 
 
Die steinernen Heuschober.2) 
In unserem Pfarrgebiete finden sich Steine gerade genug. Aber eine ganz 
besondere Art davon steht in Köckendorf, an der alten Waldstraße gegen St. Stephan 
hin. Sie haben die Größe und Form eines Heuschobers. An einem Festtage unserer 
lieben Frau haben die Leute gegen ihr gutes Gewissen und gegen die warnenden 
Stimmen der Nachbarn Heu eingeführt. Es gelang ihnen nicht ganz, denn ein 
furchtbares Gewitter zog herauf und verwandelte die noch übrigen Heuschober in 
Stein, wie sie heute zu sehen sind. 
 
Die Enstehung der Waldkapelle.3) 
Vor altersgrauen Jahren 
In grauer Ritterszeit, 
Da gabs nicht Dorf nicht Kirche, 
Nur Wildnis weit und breit. 
 
Nur in des Machlands Gauen 
In Oberösterreich 
So wunderhold zu schauen: 
Kein Land kommt diesem gleich. 
 
Da ragten stolze Burgen 
Hochauf auf Bergeshöh'n, 
Die heut' nur noch in Trümmern 
Gesunkner Größe stehn. 
 
Und eine dieser Besten 
Ward Pieberstein genannt, 
Die war als unbezwinglich 
Im Lande weit bekannt. 
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1) Im Besitze von Herrn Gemeindesekretär ist eine viereckige Medaille in Messingfassung 
und stellt die Muttergottes mit dem Jesukinde dar, welches ein Buch in der Hand hält. Das 
Bild ist auf Pergament sehr fein in Farben gedruckt (oder gemalt?), die Messingkapsel trägt 
die Jahrzahl 1722. 
2) Mitgeteilt von dem 88 Jahre alten Heger Josef Meir in Köckendorf, der seinen 
Großvater mit 102 Jahren noch gekannt und gesprochen hat. 
3) Gedruckt bei Rothauers Witwe in Rohrbach und im Verschleiße bei Hebamme 
Maria Hinterhölzl
	        
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