Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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Die Neundlinger besaßen eine Zeit lang das Schloß Helfenberg, wie bereits 
früher erwähnt; ein Neundlinger hat den Kirchenwald gestiftet, sie waren sehr 
frommer Gesinnung, wie ja die damalige Zeit, unmittelbar vor der Reformation 
sich im Kirchenbau und in wohltätigen Stiftungen auszeichnete. 
Von dem Herrensitze Neuling ist heutzutage nichts mehr sichtbar. Die Tatsache, 
daß bis vor 1800 in den Matriken ein Oberneuling mit drei Häusern, ein Unter- 
neuling mit sechs Häusern, vorkommt, läßt die Vermutung zu, daß der ehemalige 
Herrensitz Neuling vielleicht gar an Stelle des heutigen*) Schlosses Helfenberg lag. 
Da keine weiteren Anhaltspunkte vorliegen, läßt sich hierüber streiten. 
 
Schloss Piberstein. 
Wie die trotzige Augenbraue eines beutegierigen Hussiten lugt die Ruine 
Piberstein von einem vorgeschobenen Bergrücken, einem Ausläufer des sogenannten 
Linzerwaldes, ins Land herab. Der Blick reicht nach Norden und läßt den steinernen 
Würfel der Ruine Wittinghausen sehen, schweift nach Westen bis an die blauen 
Berge des bayerischen Nachbarlandes und gewährt gegen Süden eine Rundschau 
über den ganzen Windberg, mit seinen steil gegen Norden abfallenden Hängen, 
seinem Gemisch von Wald und Wiesen und Aeckern und den anmutig da- 
zwischen verstreuten Häusern. Nur gegen Osten gibt es keine Aussicht. Da ist der 
„Wolfstein" vorgelagert, der freilich bei klarem Wetter die ganze Bergkette der 
Alpen sehen läßt. 
Auf diesem Platze, der von einem Felsenkegel gekrönt und wegen seines 
Wasserreichtums für menschliche Siedlung geeignet ist, haben die Piber ihren Sitz 
aufgeschlagen und von hier aus die Umgebung gerodet. 
„Burgen1) wurden gebaut zum Schutze gegen feindliche Nachbarn, waren aber 
auch Mittelpunkte der Gerichtsbarkeit, des Steuerwesens, des Sicherheitsdienstes; 
und wenn die Burgen in Kriegszeiten dem Bauern und seiner Habe Zuflucht ge- 
währten, so schien es gerecht, daß die Bauern für ihre Anlage, Erhaltung und 
Bewachung Sorge trugen." Die Bauern mußten daher für die Burg Dienste leisten 
und bei den mannigfachen Erweiterungen der Befestigungsanlagen mithelfen. 
Wann die Burg gegründet wurde, liegt im Dunkel. Wir gehen nicht irre, 
wenn wir die Erbauung in das Jahrzehnt 1220-1230 verlegen. Denn 1236 
wird sie zum ersteumale genannt2). Piberstein war ursprünglich etwas kleiner als 
es heute ist, und so weit erkennbar, im gotischen Stile erbaut. Die Bauherren, 
die Piber, waren Lehensleute der Dynasten (Herren) von Griesbach und Waxenberg, 
zugleich aber auch von Seckau. Sie führten den Beinamen „von Rotel" und hatten 
in ihrem Wappen einen silbernen Piber in rotem Felde. Sie waren insoferne mit 
Seckau in Steiermark verbunden, als dieses Stift schon vor 1150 Besitzungen in 
Oesterreich ob der Enns erworben hatte. Es hatte nämlich Rudolf von Perg und 
seine Hausfrau Richlinde alle ihre Güter am Windberge von Gallneukirchen bis 
zur "Russisch-Mühele" (steinernen Michl) ihrer Tochter Richinza und deren Ehe- 
gatten Adelram geschenkt, der 1140 ein Chorherrenstift zu St. Marein bei Feistritz, 
stiftete, welches 1142 an Seckau übertragen wurde. An dieses Stift gelangten auch 
die Besitzungen am Windberg. 
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*) Vgl. das früher von Schloß Helfenberg über dessen ehemalige Lage Erwähnte. 
1) Archiv für österreichische Geschichte, 94. Bd., S. 28. 
2) Starkenfels, Der oberösterreichische Adel, S. 250 ff.
	        
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