Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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an den einstigen Verkehr mit Salz auf den in das Innere des Landes führenden 
Saum- oder Schöfwegen. 
Niederranna war auch die falkensteinische Maut von Schmalz, welches aus 
Böhmen dahingebracht und dann weiter nach Passau, Bayern und Tirol verfrachtet 
wurde. Im Jahre 1569 betrug die Schmalzmaut in Niederranna 40 Gulden 2 Schil¬ 
linge 20 Pfennige; die Maut in Wildenranna betrug damals vergleichshalber 
61 Gulden 3 Schillinge 2 Pfennige. 1) 
In diesen „Beiträgen" wurde wiederholt die Anregung gegeben, die alten 
Schöfwege aufzuzeigen, von denen unser Mühlviertel durchzogen war. Vielleicht ist 
es hier am Platze, einem solchen Wege nachzugehen. Von Niederranna führt ein 
Saumweg — Altweg genannt — über die Salzleiten nach dem Weiler Leiten, 
von dort über Neubau und Eklesbach zur heute sogenannten Schweitzer-Kapelle 
(vor Hofkirchen), von dort als ausgesprochener „Schöfweg" zur Dantlesbacher 
Kapelle, weiter zum „steinernen Stiegl" ungefähr an der Gemeindegrenze Pfarr¬ 
kirchen—Hofkirchen. Letztere Bezeichnung erinnert noch an den einst allgemeinen 
Gebrauch der Zäune, Gattern und Stiegeln, ein Gebrauch, der hierzulande nun 
längst verschwunden ist, einst aber den Oberösterreichern den Spottnamen „Stiegel- 
hupfer" eingetragen hat.2) Obiger Weg führt dann über Edt (Edtgattern) nach 
Pfarrkirchen, sich dort mit dem von Freizell herüberführenden Saumweg ver- 
einigend. Von Pfarrkirchen geht es zum „Pflanzreit", von dort wieder als aus- 
gesprochener „Schöfweg" östlich an der „Teufelskirche" vorbei gegen den Frauenwald, 
wo er die Bezeichnung Schöfweg wieder verliert. Er geht sodann als schwer auf- 
findbarer Steig südwestlich, einige hundert Meter vom Hause Nr. 16 der Ortschaft 
Mennerstorf entfernt, gegen die Radlbrunn-Kapelle uud Mitterreit; von dort über 
die Oede am westlichen Abhänge des Ameisberges gegen Mitterfchlag zur „Treng" 
(Tränke) bei Mollmannsreit und weiter nach Schöfgattern. 
Nun wieder zurück zu unserem Ausgangspunkte! 
Nicht bloß die Märkte hatten ihre Streitigkeiten, sondern auch die Herrschaften 
lagen oft die längste Zeit miteinander in Fehde. Die Rechtsverhältnisse waren 
damals oft sehr verworren. In einer solchen Fehde, die der energische Pfleger von 
Marsbach Veit Tattenpeck mit Gottfried Salburger, Pfleger auf Schloß Falkenstein, 
auszufechten hatte, wurde auch Niederranna in Mitleidenschaft gezogen. Am „Schall- 
abent vor dem heiligen Ostertag" 1530 machte nämlich Tattenpeck mit 80 bewaff¬ 
neten Personen einen Einfall in die falkensteinifche Hofmark Niederranna. Er ließ 
daselbst eine kleine Hausmühle niederwerfen und verwüsten. Bei diesem Anlasse 
ging es auch nicht ohne Blutvergießen ab, indem der falkensteinische Untertan 
Wolf Humbel durch Wolfgang Hienerpeck, dem marsbachischen Landgerichtsdiener, 
erschossen wurde. Hienerpeck wurde am 24. März 1582 von der Blutschuld 
freigesprochen.3) 
Tattenpeck weigerte sich auch, den falkensteinischen Untertan Jakob Schneider, 
der über Jahr und Tag in Falkenstein gefangen gelegen und vom kaiserlichen Bann- 
richter 1580 zur Enthauptung war verurteilt worden, zur Hinrichtung zu über- 
nehmen. Wahrscheinlich ersah er sich nur Unkosten. Dem genannten Jakob Schneider, 
einem bildsauberen Jüngling aus Niederranna, soll, so will eine Darstellung wissen, 
eine Jungfrau um den Preis ihres Jungfrauenkranzes vom Pfleger die Freiheit 
erkauft haben; das bekannte Gedicht „Es reit't der Herr von Falkenstein" aus 
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1) Strnadt, Das Land im Norden der Donau. S. 182. 
2) Nach Höfer, Oesterreichisches Idiotikon. III. 182 f. bei Schmeller a. a. O. Sp, 743. 
3) Strnadt, Das Land im Norden der Donau. S. 146.
	        
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