Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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nicht bereut!" Nun kam Kogler, um den man ebenfalls geschickt hatte. Bei seinem 
Eintreten begann der Teufel auf der Ofenbank unruhig hin und her zu wetzen. 
Kogler fuhr ihn an: „Brauchst Dich nicht zu fürchten, und ich fürchte Dich auch 
nicht !" Dann nahm er den Teufel mit in das Mühlholz hinaus und befahl ihm, 
sich aus einen feichtenen Stock zu setzen. Der Böse aber wollte justament auf 
einem Tannenstock seine Sitzgelegenheit haben, aber Kogler gab nicht nach, und 
Satan wurde von ihm für diese Gegend unschädlich gemacht; wäre dieser auf dem 
Tannenstocke sitzen geblieben, so wäre es nicht so gut ausgefallen. Aber lange noch 
ging es im Mühlholze um, es heulte wie von Stürmen, ohne daß die Lust bewegt 
ward, man hörte fahren, fluchen usw., bis auch endlich dieser Spuk aufhörte. 
Ich kann es mir nicht versagen, hier ein kleines Erlebnis einzuschalten, das 
ich vor Jahren hatte, ein an sich unbedeutendes Erlebnis, das mich aber sofort 
unwillkürlich an diese Sage erinnert hat. Ich befand mich in Gesellschaft auf einer 
Kegelstatt. Die Meisten unterhielten sich mit Kegelscheiben. Es war auch einer 
da, dem hie und da ein Fluchwort entschlüpfte. Da begann es finster zu werden 
und zu regnen, ein Gewitter war im Anzuge. Auf einmal erschien in unserer 
Gesellschaft ein junger Mann im ungefähren Alter von 30 Jahren, der sofort 
allen auffiel, den aber vorerst niemand kannte. Er war halb ländlich, halb städtisch 
gekleidet, ein mächtiger Gemsbart wiegte sich aus seinem Hute. Er sah mit stechenden 
Augen umher und setzte sich schweigend in meiner Nähe nieder und verharrte in 
seinem Schweigen. Wahrscheinlich suchte er kurzen Unterstand vor dem Regen. Es 
wurde immer dunkler, das Gewitter stand jetzt über uns und entlud sich mit Macht. 
Zufällig sah ich am Fremden hinunter — siche, war das nicht ein Pferdefuß? — 
Der Mann hatte einen verkrüppelten Fuß, und sein Schuhkünstler hatte ihm eine 
Fußbekleidung verfertigt, die unwillkürlich an einen Pferdehuf erinnerte. Nach Abzug 
des Gewitters entfernte sich der Fremde, und mehrere fragten jetzt laut, ob ihn 
jemand gekannt habe. Von Neuangekommenen Gästen kannte ihn einer und sagte, 
er sei aus Bayern. — Ich dachte bei mir selber an die im Vorstehenden mit- 
geteilte, mir aus der Jugendzeit vertraute Sage und fragte mich, ob nicht das 
Erscheinen eines derartigen Klumpfußes unter gewissen Umständen in abergläubischer 
Umgebung hinreichend gewesen sein konnte zur Entstehung einer Teufelssage. 
Sogar bis nach Altenfelden und Julbach reichte Koglers Tätigkeit. — In 
der Pfarre Altenfelden geisterte es in der Kleemühle, seit deren Besitzer wegen eines 
Liebeshandels von einem jungen Burschen beim „Brückl über'n Bachl" aus Eifersucht 
erschossen worden war. Der Kleemüller hatte manches auf dem Gewissen; so hatte 
er im Jahre 1809 meuchlings auf einen französischen Soldaten geschossen und 
dadurch die Plünderung mehrerer Ortschaften durch die feindlichen Truppen ver- 
ursacht. Nach seinem Tode nun konnte niemand mehr in der Kleemühle bleiben, 
weil höllische Gespenster alle Ecken der Mühle besetzt hielten und während der Nacht 
ihr Unwesen ausübten, bis man Kogler holte, der diesem Treiben ein Ende machte.1) 
Im Pfarrorte Julbach spukte es, seit ein geheimnisvoller Fremder die hölzerne 
Kapelle auf dem Kalvarienberge abgebrochen und das Material zur Errichtung eines 
Stalles für seine Rappen verwendet hatte. Der Teufel fuhr allnächtlich durch die 
tiefe Gasse in Julbach ins Tal und zurück zum Drosselstein, wo er seinen Sitz 
aufschlug. Die Bewohner trauten sich kaum mehr aus den Häusern heraus. Der 
damalige Pfarrer von Julbach lehnte die Beschwörung des bösen Feindes ab und 
meinte, das könnte nur ein Priester zustande bringen, der noch nie eine Sünde 
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1) L. Sieß, Sagen aus dem oberen Mühlviertel. 4. Bdchn, S. 7.
	        
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