Volltext: Zehntes Bändchen (10. 1925)

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Beitrag zur Sagenbildung ! In dem einen Ereignisse spielt Kogler, in dem anderen 
jedoch der Messeleser Heinrich Glaßl von Altenhof (1833-1848) die Hauptrolle. 
Das eine Ereignis spielte sich nach Ratzesberger folgendermaßen ab. In der 
Ortschaft Mühlholz bei Altenhof soll sich der Teufel in der Stube eines Hauses 
hinter der Bank in der Tischecke aufgehalten haben. Es war dies das früher so- 
genannte Schinderhäusel, jetzt Nr. 1. Da die Leute, die behaupteten, den wahr- 
haftigen Satan mit Bocks- und Pferdefuß gesehen zu haben, immer ängstlicher 
wurden und nicht wußten, was sie anfangen sollten, wandten sie sich an den in 
hohem Ansehen stehenden Kaplan Kogler mit der Bitte, den „Bösen" auszutreiben. 
Der Geistliche kam, aber der Teufel sagte: „Du kannst mich nicht vertreiben, weil 
Du einmal in Deiner Jugend Deiner Mutter ein Körbl voll Eier gestohlen hast." 
Darauf entgegnete Kogler: „Das geht Dich nichts an, denn ich habe, da meine 
Eltern blutarm waren, die Eier zum Einkaufen von Schulsachen während meiner 
Studienzeit notwendig gebraucht." .Der Teufel wußte nichts zu erwidern und verschwand. 
Das andere Ereignis habe sich nach Jahren in demselben Hause zugetragen. 
Dortselbst lebte der sogenannte Schindermichl. Lebensüberdrüssig geworden, hängte 
er sich im „Schinderwinkel" in dem Gehölze auf, das gleichfalls den Namen 
Mühlholz trägt. Er wurde jedoch rechtzeitig bemerkt, herabgeschnitten, und die 
Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg begleitet. Jedoch hielt man es für not- 
wendig, ihn, weil er sehr schwach war, versehen zu lassen. Den Versehgang machte 
der bereits genannte Messeleser Dortselbst Dieser nahm sich den Mesner Ignaz 
Meisinger („Schuastanazl" genannt) mit auf dem Weg. Als sie durch das Mühlholz 
gingen, erhob sich ein so erschrecklicher Sturm, daß die stärksten Bäume entwurzelt 
wurden. Der Mesner wollte, zumal es ganz finster war, um jeden Preis umkehren; 
aber Glaßl sagte, er solle sich nur fest an ihn anhalten, dann könne ihm nichts 
geschehen. Und es ging auch alles gut ab. Der Schindermichl wurde versehen, er- 
holte sich bald und lebte noch viele Jahre. Dieses Vorkommnis hat sich tatsächlich 
ereignet; der damalige Besitzer der nahen Gangelmühle, Klimitsch mit Namen, 
erhielt bei dreihundert Blöcher von Bäumen, die der Sturm umgeworfen hatte, 
zum Bretterschneiden, und noch vor 50 Jahren sah man die umgerissenen Baum- 
stöcke („Wurzwoll") im Walde. Wer sieht nun nicht, daß dieses Ereignis unter 
die Sagen über Kogler geriet? 
Die folgende Erzählung betrifft das Erscheinen des Teufels bei fluchenden 
Kartenspielern. Nach Sieß findet dieses Erscheinen in Oberkappel, nach anderen 
so auch nach Ratzesberger, wiederum in Mühlholz, und zwar abermals im Hause Nr. 1 
statt. Die Sage lautet nach der Version, die ich in meiner Jugendzeit vernommen,, 
wie folgt: 
Die Spieler fluchten, was es Zeug hatte. Es war schon finstere Nacht; da 
kam ein Jägersmann im grünausgeschlagenen Jägerkleide mit der Spielhahnfeder 
auf dem Hute und setzte sich keck zu den Spielern und blieb uneingeladen bei 
ihnen sitzen. Der Fremde kam allen so seltsam vor, sein Lachen zu den immer 
seltener werdenden Flüchen war unheimlich. Namentlich hatte er den Hauptflucher 
beständig im Auge und sagte auch, dieser sei der Seinige. Da fiel einem der 
Spieler eine Karte unter den Tisch. Als er sie aufhob, bemerkte er zu seinem 
Entsetzen, daß der Fremde einen Pferdefuß habe. Heimlich raunte er es den anderen 
zu. Nun wußten sie, wie sie daran waren: der Fremde war der leibhaftige Satan! 
Einer der Spieler holte den Pfarrer. Dieser brachte zwar den Teufel vom Tische 
weg, aber nur bis zur Ofenbank. „Weiter gehe ich Dir nicht", sagte der Böse, 
„denn Du hast in Deiner Jugend Deiner Mutter ein Ei gestohlen und es noch
	        
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