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Türstöcke, Nischen, Winkel ec.,die man wohl in Kirchen und Klöstern, aber nicht
in Bauernhöfen zu finden gewohnt ist. Doch war das alte Haus schon sehr
reparaturbedürftig und wurde auch kürzlich umgebaut. Das Haus hatte als An-
denken an seine frühere Bestimmung eine Zeitlang den Namen „beim Betläuter"
behalten.
Als die Mauern eingerissen wurden, fand sich Silbergeld, große dünne
Silbermünzen mit dem Bilde Leopold's I. aus verschiedenen Altersjahren. Es
ist ja bekannt, daß während der vielen Kriege Leopolds viel Geld vergraben wurde,
in der Furcht vor dem Feinde.
In einer Mauernische wurde auch ein schwerer Graphit-Tiegel aus-
gegraben, der als Kuriofum in der Schule Arnreit aufbewahrt ist.
Welchen Zweck das Gefäß wohl hatte? Wie lange es her ist, daß man sich
seiner bediente?
Es läßt sich da allerlei phantasieren. Alchymie war ja in alten und
ältesten Zeiten die Lieblingsidee der kleinen und größeren Geister. Wer möchte dem
Forschungstrieb schelten? Es will mir nur scheinen, als ließe sich eher auf einen
Ritter als auf einen Pfarrer schließen, insofern die Geldmacherei in Betracht kommt,
gibt es doch kaum ein Schloß, das nicht sein geheimes Laboratorium hatte. Welch'
mannigfaltige Bilder entrollt doch die Vergangenheit, wenn man sich in die viel-
fachen Möglichkeiten hineindenkt! Was mag geschehen sein an diesen Stätten, wo
heute nur der fleißige Landmann mit seinen Hausleuten des mühevollen Amtes waltet !
Eines noch drängt sich dem vergleichenden Beobachter auf. Im Jahre 1790
wurde eine Filialkirche, die ungefähr im Mittelpunkte von mehreren größeren Ort-
schaften lag, gesperrt — als überflüssig erachtet.
Im Jahre 1894, also rund hundert Jahre später wurde der Grundstein
gelegt zu einer anderen Filialkirche, die nur wenig entfernt ist von der zerstörten
— längst schon steht das neue Gebäude weithin sichtbar zwischen den freundlichen
Feldern, Wäldern und Hügeln seiner Umgebung — die Kirche von Arnreit nämlich.
Von der Geschichte dieses Baues will ich das nächstemal berichten.
Kurze Bemerkungen.
(Von Johann S i g l, Pfarrer i. R. in K l e i n z e l l,)
„Topographie des Erzherzogtums Oesterreich." In ungemein
erfreulicher Weise blühte nach den Freiheitskriegen des letzten Jahrhunderts bei den
Deutschen die Heimatkunde auf und ganz namentlich machte sich das Bestreben
geltend, eine vaterländische Geschichte zu schaffen. In Oberösterreich begann die
Pflege der Heimatkunde im Stifte St. Florian, dem die Geschichtsforscher Kurz,
Pritz, Stülz und Ehmel angehörten. Schon 1820 begann man mit der Heraus-
gabe der „Topographie des Erzherzogtums Oesterreich", also mit der Beschreibung
der einzelnen Orte unseres Heimatlandes. Damit war eine sehr schwere Aufgabe
in Angriff genommen, denn ein solches Werk braucht in allen Orten geeignete Mit-
arbeit, die aber oft genug nicht leicht zu haben ist. Auf dem Laude kommen da
fast nur die Pfarrarchive in Betracht, die aber häufig nur geringe Bestände haben,
da im Verlaufe der Zeiten schon zuviel verloren gegangen ist, besonders durch Brände.
Bei den Stiftspfarreien steht die Sache durchwegs besser, da sie ihre wichtigen
Urkunden in der Regel in den Stiftsarchiven hinterlegen mußten und selbst nur
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