Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Holzfällen. Allein der Riesenhans brauchte weder Hacke noch Säge, denn er riß 
die Bäume gleich samt den Wurzeln aus und trug sie auf einen Haufen zusammen. 
Als er zu Mittag nach Hause kam und dem Bauern von seiner Vormittagsarbeit 
erzählte, ging ihm wiederum ein Grauen an, denn er fürchtete, daß die Riesen- 
stärke seines Knechtes auch sür ihn gelegentlich einmal gefährlich werden könnte. 
Die Bäuerin hatte Geselchtes und Knödel aufgetragen, und zwar hinsichtlich des 
vertilgten Frühstückes in der entsprechenden Quantität. Hans machte sich über 
das Essen her und eins, zwei, drei — waren die Knödel samt den Fleischflücken 
in seinem Wanst verschwunden. Die Bäuerin mußte noch eine zweite Auflage Knödel 
und Fletsch auf den Tisch bringen, aber auch diese verschwand in fabelhafter 
Schnelligkeit hinter dem Gehege seiner Zähne. Der Bauer hatte indessen in einer 
Anwandlung von Rene über seine unüberlegte Handlung bei der Einstellung des 
Knechtes und aus Verzweiflung darüber, daß es mit dem Riesen über kurz oder 
lang einen schlimmen Ausgang nehmen müsse, den Plan gefaßt, denselben auf 
möglichst unauffällige Weise aus dem Leben zu schaffen. Für den Nachmittag hatte 
er sür ihn eine Arbeit ausersehen, von der er nicht mehr lebend zurückkehren sollte. 
Cr sollte eine mehrere Meter tiefe Grube graben, welcher Arbeit sich auch Haus 
mit Eiser und Fleiß entledigte. Als die Grube bereits drei Meter tief toar, stürzte 
der Bauer nacheinander einige Steinblöcke hinein, in der Absicht, den Riesen zu 
erschlagen. Hans aber rief aus der Grube heraus, man solle mehr Obacht geben, 
daß man ihm nicht immer so Sand hineinstreue. Der Bauer mußte nun das 
Zwecklose seines sträflichen Vorhabens einstellen und auf andere Weife den ge- 
fürchteten Dienstboten aus feiuem Hause zu bringen trachten. Wie er das angestellt 
und was überhaupt mit dem Riesenhans geworden, verschweigt die Sage. 
Li» schlafender Riese. 
Eine zweite Riesensage wird in den Böhmerwalddörfern erzählt: Ein Riese 
schlief im Walde, daß die Bäume in der Nähe zitterten. Ein Bauer, der mit einem 
Fuhrwerk des Weges kam, hielt den Körper des Riesen für einen Hügel und fuhr 
mit seinem Gespann auf denselben hinauf. Als er zur Nase kam, dachte er sich, 
da gibts zwei Wege, ich fahre rechts und fuhr ihm in das rechte Nasenloch. Das 
Fuhrwerk kitzelte den Riesen und er niestete so stark/ daß der Bauer samt dem 
Fuhrwerk eine Stunde weit geschleudert wurde. 
 
Die Schallenberger. 
(Von Johann Si gl, Pfarrer i. R.) 
Die verschiedenen alten Adelsgeschlechter unseres oberen Mühlviertels sind 
ausgestorben bis auf eines, nämlich das der Schallenberger; diese leben noch und 
zwar z. Z. in Wien und sind auch die nachweisbar älteste Mühlviertler-Familie. 
Das erstemal finden wir dieses Geschlecht erwähnt im Jahre 1180, doch 
kann über seine Herkunft nichts sicheres angegeben werden. Im oben genannten 
Jahre begegnet uns Sibito von Blankenberg, und zwar als Dienstmann 
der Schönhering-Blankenberger, deren Stammschloß auf der Höhe über dem jetzigen 
Bahnhof Neufelden auf dem linken Mühlufer stand. Der obige Ministerial Sibito 
muß als der uns bekannte Stammvater der Schallenberger bezeichnet werden, denn 
fünf Jahre später, also 1185, kommen er und seine Söhne Heinrich (I.), Sibito (II.)
	        
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