Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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„Schiffl" dasselbe anzeige, wie „Schöf", sie schon unser Vielhaber vermutet. Das 
wären unsere Saumwege, auf welche der Einsender dieses nur zufällig gestoßen, 
ohne eigene Forschung; würde aber eine solche über diesen Gegenstand allgemein 
einsetzen, so würde noch vieles Neue gebracht und daSs heute Mitgeteilte noch viel- 
fach ergänzt und sicher auch in gar manchen Punkten richtiggestellt werden können. 
Hinsichtlich der angeführten zwei Querwege wäre insbesondere deren Weiterverlauf 
gegen Osten zu verfolgen; bei dem letzten, dem von Peilstein ab angegebenen, 
könnte es sich aber auch handeln um eine bloße Abzweigung von dem über Pfarr- 
kirchen, Schöffgattern und durch das Mühlholz nach Böhmen führenden Wege. 
Als an ein Gegenstück zu unseren Pfaden zwischen Donau und Böhmen kann 
noch erinnert werden an den bekannten „goldenen Steig", welcher von Passau nach 
Prachatitz in Böhmen ging und auf dem Salz hin und Malz her „gesäumt" 
wurde. Golden wurde dieser — wie auch mehrere andere — Steig nur genannt 
wegen des vielen Nutzens, den er den anliegenden Orten und Tavernen brachte, 
die Saumer selbst aber hatten nirgends und niemals goldene Zeiten, sondern überall 
und immer ein ebenso beschwerliches als allseits gefährliches Straßenleben. 
Vom „goldenen Steig" kennen wir auch noch eine Saumerordnung; auf 
dem Ilzstädter Landtag vom Jahre 1256 unter Bischof Otto von Passau wurde 
es nämlich als alte Gewohnheit erklärt, daß aus diesem Wege zu säumen ausschließlich 
nur die Bewohner von Waldkirchen (im bayerischen Walde), Schofweg, Zwisel und 
Fürholz das Recht haben; verliere ein Säumer ein Roß bei Nacht, so habe er den 
Verlust selbst zu tragen; für jedes Roß aber, welches bei Tag und Arbeit zugrunde 
gehe, zahle der Bischof 7 Schillinge weniger 10 Pfennige. Dazu sei bemerkt: Der 
damalige Durchschnittswert eines Saumrosses war 7 Schillinge, das sind nach 
unserem heutigen Gelde 1 Krone 75 Heller, natürlich nur zahlen- und keineswegs 
wertmäßig. Um aber die Säumer nicht sorglos und gleichgültig gegen ihre Pferde 
zu machen, so erhielten sie im Unglücksfall nicht den vollen Wert, sondern weniger 
10 Pfennige ausbezahlt, also 6 Schillinge und 20 Pfennige. (4 Pfennige waren 
1 Kreuzer, 30 Pfennige 1 Schilling und 8 Schillinge 1 Pfund, das also 60 Kreuzer 
oder 240 Pfennige zählte; so blieb es bei uns bis zum Jahre 1859, nur daß 
man anstatt Pfund schon lange Gulden und die Schillinge aufgelassen hatte.) 
Nahe an der Donau gelegene Orte hatten zu derselben noch eigene Saum- 
steige, auf denen häufig auch starke Männer die Träger einzelner Waren machten; 
in diesem Sinne des beschwerlichen Tragens hat sich das Zeitwort „saima" bis 
heute noch erhalten. Ein solcher Weg führte z. B. von Niederkappel über Soladobl 
nach Obermühl an der Donau. Als „Tragerlöhne" finden sich da in alten Bau- 
rechnungen angegeben: 6 Kreuzer für einen Metzen Kalk, 2 Pfennige für jedes Stück 
Ziegel; die einstmals bewährten „Passauerziegel" waren überall an der Donau er- 
hältlich und wird jetzt irgendwo ein altes Gebäude abgebrochen, so erkennt man 
sie von weitem, denn sie sind kürzer und breiter als die jetzigen und haben dadurch 
eine sehr gefällige Form. Schwere Gegenstände wurden an Stangen gebunden und 
so von mehreren zugleich den Berg hinauf getragen; in der gleichen Weise brachte 
man ja auch früher die eingesargten Leichen von der Donau auf die Höhe zum 
Friedhof. Ungefähr um 1820 wurde wohl der Saumweg von Obermühl nach 
Niederkappel hinauf fahrbar gemacht, aber er war jetzt so elendiglich, daß auch 
jetzt noch gar manche Waren über den Berg getragen wurden. Aeltere Leute haben 
dort dem Schreiber dieses oft erzählt, daß sie so einen Gemeindeträger noch gut 
gekannt haben; er war stark gebaut und sein schief gewachsener Hals kam ihm in- 
soferne zugute, als er dadurch eine sehr breite Schulter hatte, auf der er denn auch 
	        
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