Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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die ja immer viel Rat und Zeit, viel Geld und Streit kosten. Wir können es 
daher unseren Vorfahren gar nicht verargen, daß sie häufig nur die steilen Saum- 
Wege etwas verbreiterten uns dann als Fahrstraßen benutzten; das brauchte keine 
Ueberlegung hinsichtlich der Straßenrichtung und es wurde zu wenig Arbeit und 
Grundeinlösung verlangt. Solche Lösung der neuen Straßenfrage wurde oft als eine 
nur vorläufige erklärt, aber schließlich blieb es dabei die längste Zeit. 
Von unseren bekannten alten Saumwegen dürfte als erster in eine Fahrstraße 
umgewandelt worden sein der „Königsweg" (via regia), welcher von Linz nach 
Böhmen führte, und zwar über Neufelden, wobei bei diesem Orte die Steilheit von 
der Mühl hinauf zum Markte ebenfalls beibehalten wurde und diese Strecke durch 
sehr lange Zeit hindurch die allgemein benützte Bergstraße blieb. Auch der erste 
Fahrweg von Obermühl nach Niederkappel hinauf war ursprünglich ein Saumsteig 
gewesen; das bewies schon seine Anlage und überdies erzählten alte Leute, daß 
man es an dieser Straße früher noch gut merkte, daß sie einmal breiter gemacht 
worden war. 
So war denn auf einmal das Mühlviertel von Fahrstraßen durchzogen, aber 
sie führten häufig sehr steil über die Höhen und waren dadurch überaus beschwerlich. 
Es bildete sich jetzt in Gegenden, in welchen lebhafter Wagenfernverkehr herrschte, ein 
neuer Erwerbszweig, nämlich der der Vorspanngeschäfte. Am Fuße der Berge standen 
häufig schon von der Sanmerzeit her Gasthäuser; diese hielten sich jetzt Vorspann- 
Pferde und hatten nun nicht nur selbst ein gutes Einkommen, sondern dementsprechend 
auch Steuern zu zahlen. Man erzählte, daß hie und da eine kurzsichtige Herrschaft 
die Anlagen bequemer Bergstraßen zu verhindern trachtete, damit die Steuern aus 
dem Vorspannwesen nicht zurückgingen. Bei Wanderungen in früheren Jahrzehnten 
konnte man es so treffen: Unten am Berge stand ein Haus mit Vorspannpferden 
und oben auf dem Berge stand eine Tafel mit dem ernsten Auftrage, an dieser 
Stelle sei der Radschuh einzulegen, ansonsten erfolge eine Strafe mit „drei Gulden 
C. M.", das bedeutete Konventionsmünze und der Betrag würde nach dem heutigen 
Gelde 6 Kronen 30 Heller ausmachen, aber in Münze. Damit auch des LesenS 
unkundige Fuhrknechte erkennen konnte, was diese Tafel zu bedeuten habe, so befand 
sich über ihrer Lesung auch immer das gelungene Bild eines Radschuhes. Im ge- 
mütlicheu Bayern sah der Schreiber dieses einmal eine solche Warnungstafel, auf 
welcher sonst nichts zu sehen und zu lesen war, als ein wuchtiger Radschuh und 
darunter die Worte: „Oder drei Gulden". Doch das nur nebenbei. 
Man ging natürlich allmählich daran, die ärgsten Höhen wenigstens der zumeist 
benützten Straßen umzulegen, aber man weiß, welche Schwierigkeiten der Bau einer 
neuen Bergstraße verursacht und wie lange sich derselbe häufig hinausschiebt. Ein 
Haus soll man zweimal bauen können, bei den Bergstraßen aber scheint es, daß ja 
erst die dritte wirklich brauchbar wird. Viele Orte beweisen das und auch der Markt 
Neufelden. Längst wollte man daselbst die so steile, aus dem früheren Saumwege 
entstandene Straße, welche noch dazu gar nicht durch den Markt führte, durch eine 
bequemere zu ersetzen; schon 1814 wurden hiefür Vorarbeiten gemacht, doch kam 
die neue Straße erst 1841 zustande. Aber diese war ja wieder zu steil und so 
baute man 40 Jahre später die dritte, die gegenwärtige, die fich nun allerdings 
vor aller Welt sehen lassen kann. Der Statthalter Eduard Freiherr von Bach 
(1351—1863) hat sich große Verdienste um den Straßenbau in unserem Lande 
erworben; die allermeiste Förderung erfährt aber die richtige Straßen-Umlegung 
erst, feit dem das Land für solche Zwecke große Beihilfen bewilligt, dieselben aber 
nur dann gibt, wenn die zuläßliche Steigung, nicht überschritten wird.
	        
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