Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Kurze Bemerkungen. 
(Von Johann Sigl, Pfarrer i.R. in Kleinzell.) 
Der erste Einschichtbauer, der urkundlich im oberen Mühlviertel er- 
wähnt wird, ist offenbar der Walhof er bei Niederwaldkirchen. Eppo von Wind- 
berg übergab nämlich im Jahre 1108 sein Gut „Waldahovin" mit aller Nutzung 
und einem Striche Waldes von 70 Meßruten Breite dem Stifte St. Florian. Dem 
ersten Teile des obigen Siedlungsnamens liegt zu Grunde der sehr alte deutsche 
Personenname Waldo, der die Kurzform ist von Waldarich, wofür auch Wallerich 
vorkommt. Die Bedeutung des altdeutschen Waldarich ist „an Herrschaft reich". 
Vom Namen Walhofer ist wohl zu unterscheiden der ebenfalls im Mühlviertel schon 
lange vorkommende Name Walchshofer; der erste Teil ist hier „Walch", so nannten 
aber die alten Deutschen jeden mit fremder Sprache und insbesondere nannten 
sie so die verschiedenen Römer, welche nach dem Zusammenbruche des Römerreiches 
in deutschen Gegenden zurückblieben, daher die Ortsnamen: Straßwalchen, Walchen- 
see und andere. Die Italiener werden heute noch häufig „Wälsche" genannt, was 
dasselbe Wort ist. 
Der erste Auszugsbrief, den wir urkundlich in unserem Gebiete kennen, 
stammt aus dem Jahre 1345. Die Eltern Pilgrim und Wendelmut von Schallen- 
berg auf St. Ulrich (bei Niederwaldkirchen) übergaben nämlich in diesem Jahre ihren 
Besitz an ihre Söhne Seibot und Pilgrim gegen Verpflegung und ein paar 
Eigentumsvorbehalte. Die noch vorhandene Urkunde hierüber nennt Strnadt mit 
Recht den „ersten Auszugsbrief" („Velden", 196). 
Die Namen der Einzelnsiedlungen bildeten sich in verschiedener 
Weise; häufig wurden diese Bezeichnungen genommen vom Personennamen der 
Siedler; ein solcher hieß z.B. Hartmann und sein Haus hieß um 1300 noch 
„Hartmann am Weg" und wird heute Hartmader (natürlich eigentlich Hartmander) 
genannt (Niederwaldkirchen); ein anderer hieß Erdmann und sein Haus heißt jetzt 
Erdmader (St. Peter); letzteres gehört zur Ortschaft Simaden, welche sich so vom 
Personennamen Sigmar benennt, da man 1300 Sygmaden liest. Die obigen Namen 
Hartmann und Erdmann sind übrigens ursprünglich ein und derselbe Name und 
aus Erdmann wurde im Volksmunde oft Ermann, daher ein Ermannsdorf sich 
sowohl in St. Peter als St. Martin findet. 
Als sich vom 14. Jahrhundert an auch beim deutschen Landvolke erbliche Zu- 
oder Schreibnamen einführten, so wurden zu solchen fast alle Hausnamen für die 
Leute, welche aus den betreffenden Häusern stammten. Zu den am allerzahlreichsten 
verbreiteten Zunamen im oberen Mühlviertel gehört der Name Leibetseder, 
der ursprünglich vom Leibetsedergute in St. Peter ausgeht; es wird dieses Haus 
urkundlich 1384 das erstemal genannt. Der Personenname Laipold oder Luitpold 
ist derselbe wie Leopold und „ed" (Oed) bedeutet Einzelnbesitz, also heißt Leibetsed 
die Besitzung des Laipold und der Schreibname Leibetseder besagt: Ein von Hausnamen 
Besitzung Stammender. 
Viele andere Einzelnhäuser bekamen ihren Namen von dem Gewerbe, das 
anfangs auf demselben ausgeübt wurde, wobei überhaupt zu merken ist, daß das 
ländliche Handwerk sich erst aus dem Bauernstande entwickelt hat; so heißt z. B. 
irgend ein Bauernhaus „Wagner", obwohl auf demselben vielleicht schon durch 
Jahrhunderte die Wagnerei nicht mehr ausgeübt wurde. Ebenso treffen wir gelegentlich 
ein „Schmiedhaus" oder einen „Schreiner" (ältere, in Bayern aber auch heute noch 
gebrauchte Bezeichnung für Tischler), oder einen „Schuster." und „Schneiderbauern".
	        
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