Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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vernichtender Hagelschauer niederprasselte. Als der Mann, der, wie erzählt wird, 
mit dem Teufel im Bunde stand, zum Sterben kam, ließ er den Pfarrer von 
St. Stephan rufen, um Ordnung fürs Leben zu machen. Sein Todeskampf dauerte 
einen und einen halben Tag. 
 
Der Cenfel als schwarzer Hund. 
Ein Bauer in Hinternebelberg hatte eine sehr lustige, aber auch äußerst 
leichtsinnige Magd. Sie hatte im benachbarten Heinrichsberg ihren Verehrer, den 
fie nicht selten auch noch abends nach der Suppe aufsuchte. Au einem Samstag 
abends ging sie uach dem Gebetläuten noch nach Heinrichsberg. Als sie außerhalb 
des Dorfes war, sah sie vor sich einen großen, schwarzen, zottigen Hund, der ruhig 
und im gleichen Tempo vor ihr herging. Aus Furcht und Schrecken wollte sie 
schnell nach Hause eilen, allein der schwarze Hund lief vor ihr her. Da rief sie aus 
Verzweiflung den Namen Gottes aus und — der Hund war verschwunden. Die 
Magd soll aber nie mehr nach dem Ave Maria-Läuten nach Heinrichsberg ge¬ 
gangen sein. 
 
Eine Legende aus Hinterschiffl. 
Es ist meines Wissens die einzige Legende dieser Art, welche im oberen 
Mühlkreis erzählt wird. In anderen Gegenden, wie z. B. in Tirol, Vorarlberg 
und auch Kärnten finden sich häufig diese Sagen. Es wird erzählt, daß die Frau 
eines österreichischen Finanzwacherespizienten im Wochenbette erschreckliches zu leiden 
hatte; mit einem Worte eine wahre Märtyrerin war. Es war eine kalte, finstere 
Jännernacht, als deren Gemahl vom Dienste nach Hause ging. Als er gerade bei 
dem großen Bilde, welches in dem Walde zwischen der Ortschaft Hinterschiffl und 
Kohlstatt an einem Baume befestigt ist, vorüber ging, flog eine weiße Taube knapp 
bei seinem Gesichte vorbei. — Es war die unschuldige Seele seiner Frau, die zur 
gleichen Stunde vom Körper Abschied genommen und den Flug ins Jenseits antrat. 
 
Der Marksteinverrücker in Weichsberg. 
Einst lebte in Weichsberg ein Bauer, welcher einmal einen Markstein zwischen 
seinem und seines Nachbars Acker um ein erhebliches weiter rückte, um seinen 
Acker zu vergrößern. Wie alle Leute, so mußte auch der Bauer sterben und fand 
in der Ewigkeit nicht Rast und Ruhe. Er mußte auf der Erde mit dem Mark- 
stein auf der Schulter herumlaufen. Oft genug wurde er zur Nachtzeit gesehen, 
aber stets fürchtete man sich vor ihm und ging dem Spuck aus dem Wege. Ein- 
mal aber ging ein ziemlich stark angeheiterter Bauer zur Nachtzeit nach Hause und 
begegnete dem Bäuerlein, welches wie stets den Markstein auf der Schulter trug. 
Da der benebelte Bauer heute besondere Kourage hatte, wandte er sich mit der 
obligaten Frage: „Alle guten Geister loben Gott, den Herrn, was ist dein Begehren?" 
an den Geist. Darauf antwortete das Männlein: „Sag mir, wo soll ich den 
Markstein hinsetzen?" Darauf ihm der Bauer erwiderte: „In Gottes Namen setz 
ihn dort hin, wo du ihn genommen hast." „Vergelt's Gott," sagte dann das kleine 
Männlein, „jetzt bin ich erlöst". 
 
Das verhexte Vieh. 
Ein Bauer in der Pfarre Oepping hatte in seinem Stalle ein Unglück nach 
dem anderen. Ein Stück Vieh nach dem anderen mußte er dem Abdecker liefern 
oder notschlachten und die übrigen Kühe gaben wenig und schlechte Milch. Außerdem
	        
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