- 50 -
die Hollerberger einen Holler-(Holunder-)Baum auf einem Berge. 1) Es hat also die
Ableitung des Namens Hollerberg von Holler (Holunder) immerhin eine historische
Berechtigung, wiewohl sie arg befehdet wird.2) Zur besseren Uebersicht folgt nun
die Stammtafel der Hollerberger:
Mert (Martin) 1395, Wernhart (1395)
I
Hans (1426-1462)
Urban, Florian, Lamprecht, Wolfgang.
(1462-1510) (1473-1481) (1481) (1481-1508)
Das "haylsambe" Wasser am Hollerberge.
Hollerberg war früher ein vielbesuchter Wallfahrtsort. St. Georg, der Schutz-
patron des Kirchleins genoß hohe Verehrung. Die Reformen Josef II. hatten aber
vielen frommen Gebräuchen ein Ende gemacht. Es mutet einem also heute merk-
würdig an, wenn man von einem heilsamen Wasser hört, das vielfach gegen Augen-
leiden angewendet wurde. Ueber dieses, nach dem Volksglauben heilkräftige Wasser
läßt sich sicheres erst seit dem Jahre 1749 nachweisen. Damals mußte die „zu-
sambengefahlene" Mauer „bey haylsamben Wasser" neu aufgeführt werden, was
1 fl. 2 Sch. 20 Pf. kostetet) Ferner hat in der Zeit vom 5.-13. Oktober 1753
Matthias Fux, „Prungraber" aus St. Thoma, „20 fehrene Röhren gebohrt und
zum haylsamben Wasser eingelegt und mit zweyen Stainen Ruckwerth der Kappellen
versehen auch erwenntes Wasser bei ihren Uhrssprüng in ein Karr zusamben gelaittet."
Die Kosten betrugen über 5 fl. „Antoni Oeppinger, Maurergsehl, hat mit aufführung
eines Mäurl über besagte 2 Wasserständerl, eiumauerung der Stainen Wassermuschl
und Eysserner Gatter erhalten 1 fl." Wo floß also das Wasser? Die Quelle ist
nicht versiegt, sondern entspringt am Nordabhange des Berges oberhalb des Kapellen-
Häuschens. Vom Wasserkahr ist freilich nichts mehr da, doch lassen sich Spuren
davon noch gut erkennen. Hingegen steht heute noch die Kapelle, die man damals
baute. Um den Gläubigen den mühsamen Aufstieg zur Quelle zu ersparen, leitete
man in 20 Röhren dorthin das Wasser. In der Kapelle selbst, die am Rande des
Weges liegt, ist noch die steinerne Wassermuschel, in die sich bis vor wenigen Jahren
das Wasser ergoß, welches heute in ein Gefäß neben der Kapelle geleitet wird. In
diesem schmucken, idyllisch gelegenen Heiligtum ist auch ein kunstvolles, schmiedeeisernes
Gitter, neben dem schöngeschnitzten Vesperbilde zwei altertümliche Statuen der heiligen
Anna und Barbara, die aus dem Kirchlein vom Berge bei Rohrbach stammen sollen.
Die Kapelle wurde 1753 gebaut und, wie eine eingemeißelte Jahreszahl angibt,
1864 renoviert. Merkwürdig ist auch, daß die Quelle mit dem Schulbrunnen am
Hollerberge in Verbindung steht und zu fließen aufhört, wenn dort das Wasser
versiegt. In der Gegenwart denkt kein Mensch mehr an das heilsame Wasser, nur
alte Leute wissen noch davon zu erzählen und die schmucke Kapelle im Barockstile
mit dem Bilde der schmerzhaften Muttergottes ist ein stummer Zeuge davon, daß
einstmals ein tiefer, religiöser Sinn im Volke steckte.
-------
1) Siehe das Siegel Wernharts, bei Starkenfels-Silbmacher IV, 5, Seite 135. Irrig
sind dort die Eichenblätter statt Holunderblätter.
2) Eine andere Erklärung dieses Namens bringt das Bändchen 1 unserer Samm-
lung Seite 38.
3) Rechnung vom 7. Juli 1749.