Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Historische Streifzüge und kleine Beiträge. 
(Von Matthäus Schauer reg. Chorherr und Kooperator.) 
 
Zwei Totenschilde. 
Das Vorhaus im ersten Stocke des Pfarrhofes zu St. Peter am Wimberge 
birgt seit den Zeiten des kunstsinnigen Pfarrers Wilhelm Pailler (+1895) zwei 
kostbare Kleinode auf heraldischem Gebiete, zwei Totenschilde, die sowohl ihres Alters 
wegen ehrwürdig als auch des Kunstwertes halber von Bedeutung sind. Der ältere 
Wappenschild war ehemals in der Kirche von Steinbruch, um ihn vor Feuchtigkeit 
zu schützen wurde er ins Pfarrhaus gebracht. Seine Form ist kreisrund von ungefähr 
1 1/2 Metern Durchmesser. In der Mitte erhebt sich das Starhemberg'sche Wappen 
mit Visier, darüber der gekrönte Starhemberg'sche Panther. Nebenan sind auf der 
mittlern und unteren Fläche kunstvoll verschlungene Reliefvoluten. Die Umschrift 
gibt uns Kunde, wessen Andenken er der Nachwelt überliefern soll. Der Text lautet: 
„hie ligt begraben der wohlgeborn herr, herr herr, von starhemberg anfenger 
stister dieses sand anna gotz haus got gnad im der starb zw regenspurg samstag 
vor Matthias". Also dem edlen Gregor von Starhemberg, der von 1509-1514 
das Steinbruch-Kirchlein baute ist dieser Schild gewidmet, in dessen oberen Fläche 
nochmals rechts sein Wappen aufscheint, während links in gleicher netter, zierlicher 
Ausführung das Wappen seiner Gemahlin Hedwig von Rosenberg, ein rotes Kleeblatt, 
sichtbar ist. Ueber dem Schild ruht eine Metallkrone mit Kreuzchen, welche mit 
unechten Steinen besetzt ist. Wenn auch der Schild keine Jahreszahl aufweist, so 
wissen wir doch, daß Gregor 1522 starb und in Steinbruch seine Ruhestätte 
fand. Schade, daß dieses Denkmal nicht mehr die ursprüngliche Farbengebung 
zeigt, denn zu Beginn der Neunziger - Jahre wurde er dunkelblau und mit Gold- 
lack gestrichen. Sonst ist der Eindruck ein wohltuender und erfreut das Auge 
jedes Kunstkenners. 
Einfach und bescheiden ist dagegen der andere Totenschild. Die kreisrunde 
Fläche ist etwas kleiner, hat blauen Farbenton in der Mittelfläche, in welcher sich 
das Wappen der Herleinsperger befindet, ein weißer Schild mit zwei sich berührenden 
schwarzen Mondsicheln, darüber ein silberfarbenes Visier mit schwarzem nach oben 
gekehrten Halbmonde, dessen beide Spitzen goldene Kronen tragen. Daneben steht 
man prächtig verschlungene Reliefbänder in schwarzer und silberweißer Farbe. Der 
Kreisring trägt in schwarzen Lettern aus grauem Grunde die Umschrift: „Hie 
ligt begraben der Edl und Gestreng Herr Wolff Ernreich Herleinsperger zu Lichtenau 
gestorbn den 1. Marth Anno 1607." Wolf Ehrenreich Herleinsperger, ein eifriger 
Anhänger der lutherischen Lehre, wurde in Hollerberg begraben, da er 1566 als 
Mitglied des Ritterstandes erscheint, dürfte er wohl ein höheres Alter erreicht 
haben. Sein Neffe Heinrich halte 1602 Lichtenau erworben, damit war auch die 
Vogtei über das einsame Bergkirchlein an ihn gekommen. Er war der letzte seines 
Stammes, denn seine einzige Tochter vermählte sich 1608 mit Dietmar Schifer 
von Dachsberg, welcher Lichtenau erhielt. Dieser Totcnschild hing bis anfangs der 
Neunziger- Jahre im Kirchlein am Hollerberg; man brachte ihn nach St. Peter, 
damit er leichter erhalten bliebe. 
Leider gehen beide Denkmale dem Verfalle entgegen, da die Holzwürmer 
unermüdlich und sicher an deren Zerstörung arbeiten. Immerhin war es ein glück- 
licher Gedanke des kunstverständigen Herrn Pfarrers Pailler, beide Totenschilde ins 
Pfarrhaus bringen zu lassen, damit sie länger erhalten blieben.
	        
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