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Flämmlein des ewigen Lichtes schieß auf einmal heller aufzuflackern und viele
Gestalten schwebten geisterhaft an ihr vorüber, als ob sie, wie bei Seelengottes-
diensten üblich, „zum Opfer" gehen wollten. Es war ein Zug von Männern, Frauen
und Kindern. Die Züge in ihren Gesichtern waren ihr fremd und unbekannt. Die
Tracht hatte nichts mit der damals gebräuchlichen gemein. Endlich verschwand der
geisterhafte Umzug und die Jungfrau betete wieder einsam und allein zu Hilfe und
Trost der armen Seelen, die sie in jenem Zug gesehen zu haben glaubte. Endlich
grüßte der erste Hahnenschrei die anbrechende Morgendämmerung und bald kam
der Kirchendiener, um zum englischen Gruße zu läuten. Das Mädchen begab sich
darauf nach Hause, um dort durch einige Stündlein Schlafes sich von der ersten
Nachtwache und dem überstandenen Schrecken ein wenig zu erholen. Und auch die
zweite und die dritte Nacht ging sie wieder in die Kirche, um zu beten und der
Dinge zu harren, die da kommen sollten. Und sieh! Auch in den zwei folgenden
Nächten mußte sie zu ihrem Entsetzen denselben Zug gespensterhafter Gestalten schauen,
die ihr gänzlich unbekannt waren, nur daß derselben jede Nacht mehr zu sein schienen,
als in der vorhergehenden. Unverweilt begab sie sich nun am Morgen des dritten
Tages zum Missionär und bat ihn, ihr die Bedeutung dieser dreimaligen Erscheinung
zu erklären und ihr zu raten, was sie zu Hilfe und Trost dieser armen Seelen
tun solle, besonders so sie aus ihrer Verwandtschaft wären. Der gotterleuchtete Mann
aber sprach: „Der armen Seelen wegen sei ohne Sorge; wohl tust du gut, ihnen
überhaupt durch Almosen und Gebete beizustehen; doch ist dies nicht Sinn und Be-
deutung der gehabten Erscheinung. Aber sieh! Ein wackerer Jüngling hat einst in
Ehren um dich gefreit, dein Herz und dein Vermögen hätten ihn zum glücklichsten
Manne gemacht und als christliche Hausmutter hättest du Gutes tun können für kom-
mende Geschlechter. In der Erscheinung der verflossenen drei Nächte hat dir Gott
nicht die Stelen der aus deiner Verwandschaft Dahingeschiedenen, wohl aber deine
Nachkommen bis ins dritte und vierte Geschlecht vorgeführt, wenn du auf christliche
und ehrbare Weise in den Ehestand getreten wärest. Nicht aus reiner Liebe zu
Gott, nicht um der höheren Vollkommenheit bist du ehelos geblieben, sondern weil
dich die Beschwerden des Ehestandes schreckten und du zu gemächlich warst, dich
seinen Pflichten zu unterziehen. Bedenke nun selbst, welches Verdienst dein bis-
heriges Leben im ehelosen Stande vor Gott haben mag und heilige ihn fortan
durch regeres Streben nach Vollkommenheit." Solchen Aufschluß hatte die Jungfrau
vom Pater nicht erwartet; unter heißen Reuetränen schied sie von ihm.
Der Teufel wirft Steine in die stube.
Folgender Teuselsspuck wurde in der Pfarre Peilstein erzählt: Im Dorfe
Vordernebelberg war einst an einem Wintertage ein Bauer damit beschäftigt, die
Kette für eine Hausleinwand zu schweifen. Als er bereits damit fertig war, ge-
wahrte er, daß er — schlimm genug — ein sogenanntes Roß geschweifen hatte.
Der Mann begann gar gräßlich zu fluchen und sagte auch: „Der Teufel möge
das ganze Zeug holen!" Aber während er sich noch in Flüchen über sein Miß-
geschick erging, begann der Teufel schwarze Steine aus dem kleinen Dunstfenster,
welches in den alten Bauernstuben überall zu finden war, in die Stube zu
schleudern, von denen er auch getroffen wurde.
Die Sage erzählt weiter, daß der erwähnte Bauer den Folgen der hiebei
erlittenen Verletzungen bald erlegen sei. Die Steine waren pechig und schwarz, als
wenn sie aus einem Kamin stammten.