Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Flämmlein des ewigen Lichtes schieß auf einmal heller aufzuflackern und viele 
Gestalten schwebten geisterhaft an ihr vorüber, als ob sie, wie bei Seelengottes- 
diensten üblich, „zum Opfer" gehen wollten. Es war ein Zug von Männern, Frauen 
und Kindern. Die Züge in ihren Gesichtern waren ihr fremd und unbekannt. Die 
Tracht hatte nichts mit der damals gebräuchlichen gemein. Endlich verschwand der 
geisterhafte Umzug und die Jungfrau betete wieder einsam und allein zu Hilfe und 
Trost der armen Seelen, die sie in jenem Zug gesehen zu haben glaubte. Endlich 
grüßte der erste Hahnenschrei die anbrechende Morgendämmerung und bald kam 
der Kirchendiener, um zum englischen Gruße zu läuten. Das Mädchen begab sich 
darauf nach Hause, um dort durch einige Stündlein Schlafes sich von der ersten 
Nachtwache und dem überstandenen Schrecken ein wenig zu erholen. Und auch die 
zweite und die dritte Nacht ging sie wieder in die Kirche, um zu beten und der 
Dinge zu harren, die da kommen sollten. Und sieh! Auch in den zwei folgenden 
Nächten mußte sie zu ihrem Entsetzen denselben Zug gespensterhafter Gestalten schauen, 
die ihr gänzlich unbekannt waren, nur daß derselben jede Nacht mehr zu sein schienen, 
als in der vorhergehenden. Unverweilt begab sie sich nun am Morgen des dritten 
Tages zum Missionär und bat ihn, ihr die Bedeutung dieser dreimaligen Erscheinung 
zu erklären und ihr zu raten, was sie zu Hilfe und Trost dieser armen Seelen 
tun solle, besonders so sie aus ihrer Verwandtschaft wären. Der gotterleuchtete Mann 
aber sprach: „Der armen Seelen wegen sei ohne Sorge; wohl tust du gut, ihnen 
überhaupt durch Almosen und Gebete beizustehen; doch ist dies nicht Sinn und Be- 
deutung der gehabten Erscheinung. Aber sieh! Ein wackerer Jüngling hat einst in 
Ehren um dich gefreit, dein Herz und dein Vermögen hätten ihn zum glücklichsten 
Manne gemacht und als christliche Hausmutter hättest du Gutes tun können für kom- 
mende Geschlechter. In der Erscheinung der verflossenen drei Nächte hat dir Gott 
nicht die Stelen der aus deiner Verwandschaft Dahingeschiedenen, wohl aber deine 
Nachkommen bis ins dritte und vierte Geschlecht vorgeführt, wenn du auf christliche 
und ehrbare Weise in den Ehestand getreten wärest. Nicht aus reiner Liebe zu 
Gott, nicht um der höheren Vollkommenheit bist du ehelos geblieben, sondern weil 
dich die Beschwerden des Ehestandes schreckten und du zu gemächlich warst, dich 
seinen Pflichten zu unterziehen. Bedenke nun selbst, welches Verdienst dein bis- 
heriges Leben im ehelosen Stande vor Gott haben mag und heilige ihn fortan 
durch regeres Streben nach Vollkommenheit." Solchen Aufschluß hatte die Jungfrau 
vom Pater nicht erwartet; unter heißen Reuetränen schied sie von ihm. 
 
Der Teufel wirft Steine in die stube. 
Folgender Teuselsspuck wurde in der Pfarre Peilstein erzählt: Im Dorfe 
Vordernebelberg war einst an einem Wintertage ein Bauer damit beschäftigt, die 
Kette für eine Hausleinwand zu schweifen. Als er bereits damit fertig war, ge- 
wahrte er, daß er — schlimm genug — ein sogenanntes Roß geschweifen hatte. 
Der Mann begann gar gräßlich zu fluchen und sagte auch: „Der Teufel möge 
das ganze Zeug holen!" Aber während er sich noch in Flüchen über sein Miß- 
geschick erging, begann der Teufel schwarze Steine aus dem kleinen Dunstfenster, 
welches in den alten Bauernstuben überall zu finden war, in die Stube zu 
schleudern, von denen er auch getroffen wurde. 
Die Sage erzählt weiter, daß der erwähnte Bauer den Folgen der hiebei 
erlittenen Verletzungen bald erlegen sei. Die Steine waren pechig und schwarz, als 
wenn sie aus einem Kamin stammten.
	        
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