Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Der Pranger in Robrbach. 
(Von Dr. Ignaz Nößlböck.) 
Pranger kommt von prangen. Pranger bedeutet einen steinernen Pfeiler oder 
hölzernen Pfahl, an welchem Verurteilte durch ein Halseisen festgehalten, vor aller 
Welt mit ihrer Schande prangen mußten. Der Pranger ist zwar längst abgeschafft, 
der obige Ausdruck aber ist geblieben, um die öffentliche Beschimpfung zu bezeichnen, 
der jemand preisgegeben wird. So sagt Schiller im „Tell": „Wir stehen hier am 
Pranger vor dem Hut".1) „Einen an den Pranger stellen", so viel wie «ihn bloß- 
stellen, oder „das gehört an den Pranger" sind ja bekannte Redensarten. 
Mit dem Pranger wurden gestraft: Gotteslästerer,2) schimpfende Leute,3) 
raufende Weiber,4) Diebstahl in Weinbergen5) und Obstgärten,6) Diebstahl von Holz,7) 
Fischen und Krebsen,8) sowie andere, geringfügige Vergehen gegen das Eigentum,9) 
Übertretung der Marktordnung10) und andere Vergehen leichterer Art.11) 
Es sind also geringe Vergehen, Verbrechen ausgenommen, die mit dem Pranger 
gesühnt wurden; er ist das Symbol der niederen Gerichtsbarkeit, der Burgfriedens- 
gerechtigkeit. So heißt es im Banntaidiug des Marktes Solenau 141212): „auch 
haben wir ain Pranger von altem herkomen mit aller gerechtigkait alain den tod 
ausgenomen". Das Taiding zu Weikendorf 155513) sagt: „wir melden auch, das man 
hie im markt stock und pranger hat und der richter in allen sachen, so sich im purgfrit 
auf den guetern, so zu Weickendorff oder sunst dem gotteshauß zuegehörn, begeben 
u. zuetragen, allain die mit dem todt zu pießen sein ausgenomen, zu richten, zu 
handeln u. zu wandeln hat." 
Als Symbol und um seinen Zweck zu erfüllen, muß der Pranger auf dem 
Markte, dem belebtesten Platze eines Ortes, stehen. So melden die Rechte zu Staina- 
kirchen am Forst 1699 14) : „Es ist des Markts recht, daß mitten auf dem marktplaz 
ein Pranger stehe". Auch zu Weikertschlag 15) steht der Prauger am Markt; ebenso 
zu Gars16) „auf öffentlichem blaz", woselbst auch den Verbrechern das Todesurteil 
 
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1) W. Borchardt, Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volksmunde, S. 342. 
2) Winter, Niederösterreichische Weistümer II 943. 8. Gerechtigkeit, Freiheit und altes 
Herkommen des Burgstalls und Amtes Hohenstein c. 1600. — 3) a. a. O. I 596. 33. Bann- 
und Bergtaiding zu Perchtoldsdorf, 18. Jahrh. II 671. 31. Freibuch über Grafenwerd 1433. 
III 518. 2. Banntaidinge der Stadt Melk, zweite Hälfte des 16. Jahrh. — 4) a. a. O. III 
472. 32. Rechte zu Markersdorf an der Pielach 1490. — 5) a. a. O. I 530. 17. Des Klosters 
Mauerbach Bergtaidingsrechte, insbesondere zu Gumpoldskirchen, Traiskirchen und Pfaff- 
stetten 1355, März, 15. 672. 30. Bergtaidinge zu Allmannsdorf und Lainz 1670. III 18. 18. 
Banntaidinge und Rechte zu Greifenstein und Altenberg 1581. 606. 21. Taidinge des Klosters 
Gaming. Bergtaidinge 2. 1564—1576. — 6) a. a. O. II 674. 3.Freibuch über Grafenwerd 
1433. 772. 8. Bannbuch des Marktes Gars 1403. Bischoff und Schönbach, Steirische und 
kärntnerische Taidinge 380. 16. Dorfordnung zu Gamlitz 1629. Zingerle und Inama-Sternegg, 
Tirolische Weistümer I 22. 42. Ehhafttaiding des Gerichtes Kufstein, 17. Jahrh. — 7) Winter, 
a. a. O. I 661. 14. Bann- und Bergtaiding zu Mauer 1730. — 8) Bischoff und Schönbach, 
a. a. O. 369. 42. Banntaiding des Stiftes Rein, 17. Jahrh. — 9) Winter, a. a. O. III 
243. 7.10. Rechte und Banntaidinge zu Herzogenburg 1610. — 10) Bischoff und Schönbach, 
a. a. O. 136. 23. Marktordnung und Rainbrief von Pöllau. Marktordnung 1547. 527. 23. 
Freiungsberufung und Beschwerden der Gemeinde St. Andrä im Lavanttal, 17. Jahrh. — 
11) Winter, a. a. O. I 28 nt. 4. Freiheit der Herrschaft Kranichberg zu Kirchberg am Wechsel. 
Anfang 16. Jahrh. 250. 28. Freiheit zu Sieding 1630. II 180. 41. Taidinge zu Schatterloe 
1489. II 272. 9. Banntaidinge der Herrschaft Allentsteig 1585. III 18. 18. Banntaidinge 
und Rechte zu Greifenstein und Altenberg 1581. Zingerle und Inama-Sternegg a. a. O. 
433.1, Rechte und Gewohnheiten der Stadt Sterzing. — 12) Winter, a. a. O. I 378. 3. — 
13) a. a. O. II 46. 42. 50. 42. 58. 12. 63. 11. — 14) a. a. O. III 631. 17. — 15) a. a. O. 
II 241. 18. Rügezettel der Marktrechte zu Weikertschlag 1603. - 16) a a.O. II 762. 10. 
Bannbuch des Marktes Gars 1403.
	        
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