Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

öfter auch nur „a" allein vorkommt, ein mehrfaches Vorhanden- oder Zusammen- 
sein bedeutet, wie man z. B. im Gebirge heute noch anstatt einer Anzahl Kinder 
ein Kinderach sagt. Die oben genannte Ortschaft scheint um 1260 als „Peyrha" 
und im Jahre 1400 als „Peyrach" auf; letztere Schreibweise wird auch heute 
noch eingehalten, das Volk spricht aber immer noch „Boara", was also eine Anzahl 
Bajuvaren oder Bayern besagt. Nachdem aber Südböhmen, das Mühlviertel und 
Bayern von diesem gleichen Volksstamm bewohnt ist, so bildet diese ganze für uns 
in Betracht kommende Gegend ein einziges, großes „Boara". 
* * 
Einsiedler im Mühlviertel. 
(Von Dr. Jgnaz Nößlböck.) 
 
Eremiten oder Einsiedler, auch Waldbrüder genannt, gab es schon in den 
ältesten Zeiten des Christentums. Es waren unter ihnen Heilige, welche Klöster und 
Orden gründeten. Besonders aber bewog viele die für Weltleute bestimmte Regel 
des dritten Ordens des heiligen Franziskus von Assisi, in der Einsamkeit in Arbeit 
und Gebet zu leben. 
In Steiermark und im benachbarten Teile von Niederösterreich, im sogenannten 
Neustädter-Distrikt, sind Einsiedler seit langer Zeit nachweisbar. Zu Beginn des 
18. Jahrhunderts wurden sie zur Bildung einer Kongregation verhalten; sie umfaßten 
bei ihrer Auflösung im Jahre 1782 46 Mitglieder.1) 
In Rohrbach wird heute noch erzählt, daß am Maria Trostberge ein Einsiedler 
gelebt hat. Diese mündliche Ueberlieferung wird durch Nachrichten in den Markt- 
gerichts-Rechnungen bestätigt. 
Im Jahre 1680 hat der Rohrbacher Marktrichter dem Ainsidl am Berg ain 
Attestation auf Altenötting ausgefertigt und ihm mit Verwilligung etlicher Bürger 
2 ß auf die Reise gegeben.2) Im Jahre 1690 waren zwei Einsiedler am Berg; 
sie erhielten vom Marktrichter damals 12 d;3) wahrscheinlich waren sie 1697 noch 
am Leben.4) Im Jahre 1699 war nur ein Einsiedler am Berg; einmal erhielt 
dieser vom Marktrichter 24 d, ein andermal 1 ß 26 d.5) Im Jahre 1706 hat 
der Marktrichter dem damaligen alten Einsiedler am Berg auf Verwilligung der 
Bürgerschaft zu einer Beihilfe 2 fl. gegeben. 6) Ein Jahr später reiste er nach 
Salzburg um eine andere Klause. Der Marktrichter gab ihm 1 fl. auf die Reise.7) 
Diese Nachricht läßt schließen, daß die Einsiedler von Oberösterreich und Salzburg 
vielleicht in einer Kongregation, ähnlich wie in Steiermark, vereinigt waren. 
Schwarzenberg, gegründet von Abt Siard I. von Schlägl um das Jahr 
1719, verdankt die Errichtung der Pfarre unter Kaiser Josef II. im Jahre 1784 
einem Einsiedler. Dieser war früher Pfisterer im Stifte und kam im Jahre 1764 
auf den Gedanken, Einsiedler zu werden. Abt Siard gab seinem Drängen nach und 
überließ ihm bei Schwarzenberg auf Lebenszeit eine Waldstrecke und eine Wiese. 
Bald war er aber mit seiner Einsiedelei nicht mehr zufrieden. Er wollte sie durch 
Aufnahme von anderen Einsiedlern vergrößern und eine Pfarre gründen, wenn 
Abt Siard einen Priester stellen würde. Sein Drängen war so beharrlich, daß 
Schlägl im Jahre 1784 die Pfarre errichtete. Um diese Zeit mußte der verdienst- 
volle Einsiedler sein Eremitenkleid ausziehen, da Kaiser Josef II. befohlen hatte, 
 
1) Oer, die Eremiten in Steiermark. — 2) Marktgerichts-Rechnung 1680. — 3) a. a. O. 
1690. — 4) a. a. O. 1697. — 5) a. a. O. 1699. — 6) a. a. O. 1706. — 7) a. a. O. 1707. 
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