Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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mit kurzen Worten: vom Rauben), dessen sich die mächtigen Burgherren und Ritter, 
die sonst die Unschuld und Gerechtigkeit öffentlich verteidigten, damals bei ihren 
Besten und Felsen-Nestern ungestraft erlaubten, er nahm anno 1436 auf der Donau 
den Valentin Röttenberger, Rathsmann von Steyer, gefangen und ihm 700 fl. 
Geld hinweg. • 
 Im Jahre 1610 überfiel am 21.Dezember nachts unvermutet das vom 
Kaiser Rudolf geworbene sogenannte Passauervolk Hofkirchen und Marschbach und 
verheerte nach damaliger Sitte, was es fand. 
Sechzehn Jahre später, als man während des Bauernkriegs 1626 schon 
vollkommene Ruhe im Mühlviertel glaubte, führte der Bauernhauptmann David 
Spatt, der sich zuvor in Haibach aufgehalten hatte, 40 Bauern über den Donau- 
strom und beredete die Landleute von Marschbach und Umgebung zum Aufstande; 
er fand auch sogleich großen Anhang und alle Soldaten, welche sorglos in den 
Häusern ruhten, wurden ermordet. Die Anführer hatten die Bauern unter An¬ 
drohung des Abbrennens aufgeboten und mitzuziehen gezwungen; die sich dessen 
weigerten, wurden mißhandelt und auf das grausamste totgeschlagen; der wilde 
Zug wälzte sich nach Sarleinsbach und Peilstein hin, befleckte die Fährten mit 
Blut und greulicher Verwüstung. 
* * 
* 
Die Gründung der Marktpfründe Kleinzell. 
(Von Johann Sigl in Kleinzell.) 
In der Heimatkunde gibt es wenig, was nur örtliche Bedeutung allein hätte, 
vielmehr berühren die Gegenstände eines Ortes, abgesehen davon, daß sie dem 
gleichen Lande und Volke angehören, häufig in mehrfacher Beziehung die Gesamtheit, 
ihre Behandlung vermittelt verschiedenes allgemein Wissenwertes und regt zu vielerlei 
Nachforschungen an. All das festhaltend, ist es keineswegs überflüssig, auch über 
die Entstehung der Pfarrpfründe Kleinzell einiges mitzuteilen. 
In der großen Schenkung, welche der Reichsfreie Eppo von Windberg im 
Jahre 1108 an das Stift St. Florian machte, war auch inbegriffen „praedium, 
quod dieitur cella ad mouhile", also ein Besitztum mit der Kirche Zell an der 
Mühel; dieses Besitztum ist nun zu betrachten als der erste Anfang der hiesigen 
Pfarrpfründe, also eines regelmäßigen Ortseinkommens für Lebensunterhalt und 
Wohnung der bei der Kirche angestellten Personen. Wie groß dieses von Eppo 
stammende Besitztum unserer Kirche war, läßt sich nicht mehr nachweisen, sicher 
sind nur ein kleines der Kirche beziehungsweise dem Friedhofe südlich anliegendes 
Grundstück, ein später noch näher zu erwähnendes Haus mit einer St. und 
eine Reihe von Zehenten seitens verschiedener Bauern. Daß diese Zehente, welche 
alle 1848 bis 1852 abgelöst wurden, von Eppo herrührten, erweist sich dadurch, 
daß sie nicht Lehen-, sondern freieigene Zehente waren und als rechtlicher Eigen- 
tümer derselben in mehrfachen Schriftstücken Stift Florian aufscheint, diesem Kloster 
hatte aber Eppo seine Erbgüter samt den dazugehörenden Zehenten übergeben; es 
gab daher auch bei diesen Zehenten nach ihrer Ablösung keine Lehenallodisierung, 
d. h. keine Umwandlung des lehenweisen in erblichen oder freieigenen Bezug der 
Zehentrente. (Vgl. „Beiträge", Bändchen 6, Seite 37.) Es sei hier erwähnt, daß 
alle Stiftungen für Priester und andere bei der Kirche dienende Personen ursprünglich
	        
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