Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

- 15 - 
neuer Wohnhäuser verwendet. Die Entstehung dieser dem heil. Nikolaus geweiht 
gewesenen Kirche ist uns unbekannt, um so bekannter aber ist uns ihr gewaltsames 
Ende im Jahre 1787. 
Ihre erste Erwähnung findet sich im Jahre 1142 und zwar in der Urkunde, 
mit welcher der deutsche König Konrad III. die Schenkung bestätiget, die 1108 der 
Reichssreie Eppo von Windberg an das Kloster St. Florian gemacht hatte. Das 
geschenkte Gebiet, heißt es da, reiche (im Süden) bis an die Königsstraße neben 
der Kirche des heil. Nikolaus, die sich noch innerhalb der Widmung befinde. In 
einem aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammenden Verzeichnisse der nach 
St. Florian untertänigen Güter der Vogtei Windberg finden wir dem entsprechend 
auch angegeben den Besitz „zu sand Nikla". 
Hinsichtlich der Gründung dieser Kirche des heiligen Nikolaus sind wir auf 
bloße Vermutungen angewiesen, die aber durch die Lage und den Patron der 
Kirche sogleich eine ganz bestimmte Richtung erhalten. Wo lag diese Kirche? Sie 
befand sich, wie es in der Urkunde von 1142 heißt, neben der Königsstraße; 
letztere war aber ein eben so alter als wichtiger Saumerweg, der von Linz aus 
zunächst (in der Richtung der jetzigen Reichsstraße) nach Neufelden und von dort nach 
Böhmen führte. Bei St. Nikola wurde aber die Königstraße überquert von einem 
anderen Saumerweg, der von Rosdorf, dem heutigen Landshag, aus ebenfalls nach 
Böhmen lief und zwar über St. Nikola, St. Peter und Haslach. Die unmittelbar 
mit Landungsstellen der Donau zusammenhängenden Saumerwege wurden im Mühl- 
viertel, wie in diesen „Beiträgen" schon öfter berichtet wurde, Schöffwege genannt, 
daher den heute noch verschiedene an solchen einstigen Wegen gelegene Ortschaften 
und Grundstücke mit „Schöff" zusammengesetzte Namen tragen, wie z. B. Schöff¬ 
gattern, d. i. Schöffweggattern (Gemeinde Kollerschlag) und so begegnet uns denn 
auch an dem zuletzt erwähnten einstigen Saumweg zwischen Niederwaldkirchen und 
St. Peter die Ortschaft Schöffau, wobei auch die Mittelsilbe „weg" ausgefallen 
ist; genannte Ortschaft finden wir zum erstenmale zu Beginn des 14. Jahrhunderts 
erwähnt. Es lag St. Nikola somit am Schnittpunkte zweier wichtiger Saumerwege, 
also jener Wege, auf denen in alten Zeiten aller Handelsverkehr mittels Lasttieren 
bewerkstelliget wurde. Es befand sich aber unser Kreuzungspunkt auf einer sehr 
windigen Höhe, deren Stürme gewiß allen Sanmerzügen gefährlich waren und wohl 
auch manchem derselben großen Schaden zugefügt haben. So viel über die Oertlichkeit 
von St. Nikola und nun zu dessen Patron. 
Vom heiligen Bischof Nikolaus, der schon im 4. Jahrhundert lebte und Teil- 
nehmer der ersten allgemeinen Kirchenversammlung von Nizäa (325) gewesen, lesen 
wir u. a. folgendes: Nikolaus befand sich einmal bei einem sehr argen Sturme 
auf einem Schiffe; während nun aber die Mitfahrenden ganz verzagten, erlangte 
er durch sein frommes Gebet eine glückliche Landung. Genoß Nikolaus schon bisher 
als vielfacher Wohltäter die größte Zuneigung des Volkes, so wuchs jetzt seine 
Hochschätzung noch mehr und nach seinem Tode verehrte man ihn als Patron ins- 
besonders bei gefährlichen Stürmen, und zwar sowohl Meer- als Landstürmen. Es 
entstanden denn auch schon in alten Zeiten Nikolauskirchen sowohl an Flüssen (wie 
Inzells, Aschach, Mauthausen, Haslach, St. Nikola bei Grein), als auch auf Bergeshöhen 
und sonstigen Windflächen (wie Ried bei Kremsmünster, Frankenmarkt, Hofkirchen 
bei St. Florian, Geboltskirchen) und die gleiche Entstehung müssen wir offenbar 
------- 
1) Ein Dorf am rechten Ufer der Donau, Gemeinde Haibach; der Name Inzell ist ent- 
standen aus Innerzell — Unterzell im Gegensatze zu Obernzell (in Bayern), daher Inzell 
älter als Engelszell und Freizell ist.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.