Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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wurde die Kirche St. Ulrich von der Staatsgewalt auf die Liste der „Ueberflüssigen 
und zu sperrenden Kirchen" gesetzt. Stift St. Florian und das bischöfliche Ordinariat 
wehrten sich gegen die Schließung dieser alten Kirche, da dieselbe auch zur Ab- 
haltung von Christenlehren bestimmt sei. Doch die Staatsgewalt ließ sie sperren 
und sie wurde um 200 Gulden verkauft. Jetzt brachte aber der Käufer noch Hilfe, 
indem er die Kirche nicht abbrechen, sondern bestehen ließ. Bei dem Fehlen eines 
Herhaltungsfondes mußte aber in den letzten 70er Jahren dennoch der Turm 
und das schon sehr schadhaft gewordene Langschiff abgebrochen werden, aus dem 
Erlös der Bausteine ließ aber der damalige Besitzer und Tavernwirt Leitner einen 
neuen gothischen Altar mit der Statue des heiligen Ulrich für das Presbyterium 
erbauen. Mögen Dorf und Gemeinde St. Ulrich es als Ehrensache betrachten, be- 
ständig in Stand zu halten das Kirchlein jenes Heiligen, dessen Namen sie tragen. 
Das „Freiamt" St. Ulrich hatte aber 1848 in der dortigen „Freihoftaverne" 
dadurch einen würdigen Schluß gemacht, daß in diesem Gebäude für den Ort und 
weite Umgebung die Berechnungen für die Befreiung der Bauern von Zehent und 
Dienst gemacht worden waren. 
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Randglossen 
zu den „Beiträgen zur Landes- und Volkskunde des Miihlviertels", Bändchen 2-6. 
Zweites Bändchen, Seite 29: „gamen" stammt noch vom gothischen 
ganmjan = auf irgend etwas acht haben, wachen. Hie und da auch noch in Orts- 
namen, z. B. Gaumberg, erhalten. 
Viertes Bändchen, Seite 94: „Atlöd" dürfte nur verdorben sein aus Allod. 
= = ahd. Gut, Besitz. „Aniwand". In meiner Heimat, dem böhmisch-bayerischen 
Waldgebirge, wo die nordgauer Mundart geredet wird, sagt man zu dem breiten 
Ackerrande oder Feldrain, der zu dem Zwecke unausgeackert und als Rain liegen 
gelassen wird, um mit dem Ackergespanne auf eigenem Boden umkehren zu können, 
Awant'n. Zweck und Namen dürften die deutlichste Erklärung des Wortes geben. 
„Gerland," Zwickel, schmales, keilförmig gespitztes Grundstück. Ger-Spitze, Enge. 
„Luß" oder hie und da auch Lust. Eigenanteil, der bei der Verteilung irgend 
einer Allmende, eines Gemeingrundes, durch das Los zugeteilt worden ist. 
„Gschwendt", abschüssiger, ab-„schwindender" Boden. „Hag", „G'hag", mit 
Gesträuchwildnis bewachsene Fläche, besonders Zwischenmarkung, Umfreitung, davon: 
einhägen, einhegen. „Point", richtiger Boint, ahd. biunde — Hauswiese. 
Fünftes Bändchen, Seite 17. „Gaderleich." In meiner Heimat, dem 
böhmisch-bayerischen Waldgebirge, an der oberpfälzer Gemarkung, nennt man 
Gaderleich (Gadalicht') im Gegensatze zu einer solchen, die auf dem Kirchenplatze 
„b'sungen" und unter Vorantritt des Geistlichen in den Freithof und zu Grabe 
geleitet wird, jene Leiche (besonders Kindsleiche), wo man den Sarg gleich zum 
offenen Grabe bringt und dort auf die „Stangeln", die mit den auf den Längs- 
seiten des Grabes gelegten Brettchen eine Art Rost oder Gatter bilden, aufs Gatter 
oder Gada stellt. Dort wird gewartet, bis der Geistliche kommt und die Leiche 
kurz und still einsegnet, ehe der Sarg in die Grube versenkt wird. Sind nur 
Armeleutleichen, die „Gadarleichen". 
Sechstes Bändchen, Seite 48: Wetterhorn. Ein solches „Wetterhorn" 
besaß auch mein Heimatsdörfel und habe ich als Schulbub oft genug damit geblasen,
	        
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