Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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nicht bloß immerfort in geistiger Vereinigung, sondern suchte mit denselben auch 
Verbindung herzuhalten durch zahllose „Feldbriefe" und „Feldkarten" und Pakete, 
hauptsächlich mit Lebensmitteln; leider erreichten aber viele Sendungen nicht ihr 
Ziel. Unvergleichlich mehr, als wir zu Hause, haben jedoch unsere „abwesenden 
Brüder" geleistet, sie haben die bittersten Anstrengungen und Entbehrungen und 
Gefahren und Krankheiten und Verwundungen und Gefangenschaften ausgestanden 
und zahlreiche von ihnen halben auch ihr Leben unter den größten Qualen und 
ferne von ihren Angehörigen hingegeben, es hingegeben für uns, um unser Leben 
und Eigentum zu schützen. Es starben des Heldentodes 32 Pfarrangehörige und 
fünf sind noch immer seit dem Kriege vermißt. Aus der russischen Gefangenschaft 
kamen acht und aus der italienischen zwölf Kleinzeller wieder zurück; einer, Josef 
Breitenfellner von Apfelsbach Nr. 26, war zuerst schon in russischer Gefangenschaft 
gewesen und fiel dann auch noch in die italienische. In aller Treue und Tapferkeit 
haben sich die Söhne unserer Pfarrgemeinde für das Vaterland geopfert und zahl- 
reiche von ihnen erhielten auch Kriegsauszeichnungen, Pirngruber Leopold, von 
Kleinzell Nr. 3, sogar deren vier. 
Ihren Opfern des Weltkrieges wird, die dankbare Pfarrgemeinde Kleinzell 
noch ein würdiges Denkmal errichten, auf dem die Namen derer, welche nicht mehr 
zurückgekommen, verewigt werden sollen; auch wäre ihrem Andenken noch eine eigene 
„Kriegerglocke" zugedacht, falls die Mittel für dieselbe aufgebracht werden können. 
Durch den für uns ganz schrecklichen Ausgang des Weltkrieges sind wir tief 
niedergebeugt, aber nicht gebrochen, vielmehr vertrauen wir auch im allerschwersten 
Unglück auf den allgütigen Gott, der die Seinen niemals verlassen wird! 
*  *  * 
 
Sowohl Einzelpersonen als auch ganze Körperschaften verwahrten noch immer 
die sie betreffenden wichtigen Schriftstücke und für eine solche Schriftensammlung 
führte sich der aus dem Griechischen stammende Name Archiv ein. Da solche Archive 
Aufschluß geben über Anfang und Besitz, über Rechte und Pflichten usw. einer wirk- 
lichen oder Rechtsperson, z. B. einer Gemeinde, Kirche, eines Marktes, einer Herrschaft 
oder Innung, so verwendete man schon von jeher große Sorgsalt darauf, die da 
hinterlegten Schriftstücke zu schützen vor Staub und Nässe, vor Feuer, Entwendung 
und jeder sonstigen Zerstörung. Freilich waren solche Sicherungen oft genug nicht 
hinreichend gegenüber der Gewalt der Naturkräfte oder feindlicher so sodaß 
schon überaus viele wichtige Archivgegenstände zugrunde gegangen sind, wobei oft 
auch verständnislose Gleichgültigkeit und boshafte Zerstörungssucht einzelner Menschen 
tapfer mitgeholfen haben. Solche Verluste sind aber jeder Zeit schwer zu beklagen, 
und zwar nicht bloß für die Persönlichkeit oder Körperschaft, deren Eigentum das 
Archiv ist, sondern auch für die Allgemeinheit, deren Geschichte ja auch zum größten 
Teile aus den einzelnen Archiven geschöpft werden muß. 
Gute Verwahrung und Pflege der Archive muß daher das Bestreben aller 
sein. Die Kirchenverwaltungen haben denn auch immer ihre wichtigen Schriftstücke 
zum Kirchenschatze (heilige Gefäße, gottesdienstliche Kleider, Kleinodien usw.) gerechnet 
und sie daher gleich dem Kirchenschatze selbst in der Sakristei in einer eisernen Kiste 
aufbewahrt. Letztere hatte und hat dreifache Sperre und den ersten Schlüssel führt 
 
Ueber Archiven. 
(Von Johann Sigl, Pfarrer i. R. in Kleinzell.)
	        
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