Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Messeleserstelle. 
Durch die Bemühungen der Pfarrgemeinde gab es schon vom Jahre 1854 
an in Kleinzell, wenn auch nicht ständig, einen Messeleser, für den aber noch keine 
eigene Wohnung bestand. Doch 1873 wurde für denselben ein Haus gebaut „das 
Stöckl", das dann der neu gegründete „Wohltätigkeitsverein" übernahm, dessen 
Obmann der jeweilige Ortspfarrer und dessen Mitglieder sämtliche Inhaber von 
Kirchensitzen sind. 
 
Die Wallfahrtskapelle Ramersberg 
Der am 6. Jänner 1923 verstorbene Matthias Lanzersdorfer, lediger Aus- 
zügler und bekannter Volkskünstler in Ramersberg, hatte 1875 auf einem schönen 
Waldhügel an der Mühl eine größere Marienkapelle erbaut, die er selbst im gotischen 
Stile einrichtete und welche als „Wallfahrt Ramersberg" sehr viel besucht wird; 
über dieselbe berichtet auch das „Marianische Oberösterreich", Seite 269. Im Jahre 
1906 ging die Wallsahrtskapelle durch einen Vertrag an das Stift St. Florian über. 
 
Kleinzell im Weltkriege 1914-18. 
Die ersten Tage des August 1914 setzten, als allgemeine Mobilisierungstage, 
auch in Kleinzell alles in größte Bestürzung. Soviele Familienväter und Söhne 
und Brüder mußten eilends die Heimat verlassen, nicht wissend, ob sie diese und 
die Ihrigen noch einmal sehen würden. Die Eingerufenen versäumten nicht, vor 
ihrem Abgänge auch noch die heiligen Sakramente zu empfangen. In den ersten 
Tagen dürften bei hundert Mann aus der Gemeinde eingerückt sein; doch nach ein 
paar Monaten wurden auch schon die im Frühjahr 1914 Assentierten eingerufen 
und dann kamen fortwährende neue Stellungen der jüngeren Jahrgänge bis 17 Jahre 
und Nachmusterungen der in früheren Stellungen als untauglich Befundenen, und 
zwar hinauf bis zum 50. Jahre, sodaß, da auch der ganze „Landsturm" aufgeboten 
ward, schließlich alle irgendwie Tauglichen von 17 bis 50 Jahren — ungefähr 
200 aus der Pfarre — unter den Waffen standen. Drei hiesige Familienväter 
stellten zusammen 20 Söhne in's Feld, nämlich Matthäus Wolfmayr in Apfels- 
bach Nr. 9, acht Söhne, Johann Pirngrnber, Tischler in Kleinzell Nr. 3 und Josef 
Höglinger in Weiglsdorf Nr. 22, je sechs Söhne. 
Ueber bischöfliche Anordnung wurden täglich nach der heiligen Messe einige 
Gebete „Um glückliche Vollendung des Krieges" verrichtet; viel wurde aber auch sonst 
noch gebetet „für unsere abwesenden Brüder" und fanden auch eigene Kriegsandachten 
und Prozessionen statt; die Schulkinder beteten bei den mittägigen „Besuchungen" 
zum heiligsten Herzen für das Vaterland und seine Soldaten und empfahlen diese auch 
immer der Mutter Gottes mit den Worten: „Maria, liebste Mutter, stehe unseren 
armen Kriegern bei; rette die, für die ich flehe, Mutter, ihre Hilfe sei". 
Die Pfarrbevölkerung brachte sehr viel und ebenso große Kriegsopfer; vor 
allem suchte man den Entgang sovieler und kräftiger Arbeiter möglichst zu ersetzen, 
indem die Kinder, für welche Schulbesuchserleichterungen gegeben wurden und die 
Auszügler, die Mütter, Töchter und Mägde kräftig eingriffen und auch alle Arbeiten 
mit dem Zugvieh, von dem die Heeresverwaltung auch zahlreiche Pferde angefordert 
halte, verrichteten. Die Ernten und das Vieh wurden bald mit Beschlag belegt, die 
Bauern bekamen bestimmte Lieferungsvorschriften für Getreide, Vieh und Futter und 
aller Verbrauch der Lebensmittel wurde „zentralisiert" und der Bezug der für den 
einzelnen gering ausgemessenen Mengen war nur mittels „Karten" möglich; es gab 
„Mehl-, Brot-, Kaffee., Zucker-, Oel-, Seife-Karten", und zwar noch bis 1922.
	        
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