Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Kircheneinrichtung. 
Ein wirkliches Prachtstück ist der Barock-Hochaltar; leider ist über seine An- 
schaffung nichts zu finden, doch muß er aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts 
stammen. Der linke Seitenaltar ist offenbar gleichzeitig mit dem dortigen Bilde 
„Maria Landshut" (1772) aufgestellt worden. Von der aufgehobenen und zum 
Teil abgebrochenen Kirche St. Ulrich (Pfarre Niederwaldkirchen) wurde 1834 ein 
Altar übernommen, auf dem sich „der Heiland auf der Wies" befand (— der an 
der Geißelsäule angekettete Heiland und benannt nach dem Erstbilde in Wies bei 
Freising in Bayern). 
 
Das Armenwesen 
Von jeher sorgte die Kirche für die Armen ; in Kleinzell wurde schon bei den 
ältesten Stiftungen der Armen gedacht. Auch die christlichen Herrschaften nahmen 
sich ihrer verarmten Untertanen an, wie z. B. Gneissenau das ihm eigentümliche 
„Singsteinhaus" für seine „armen Spitäler" eingerichtet hatte. Im Jahre 1784 
wurde überall das „Pfarrarmeninstitut" eingeführt, bei dem jeder Pfarrer der 
„Aufseher" war und von einem „Armenvater" und einem „Rechnungsführer" 
unterstützt wurde; ganz erwerbslose Männer erhielten täglich vier Kreuzer, Frauen 
drei Kreuzer. Die Einnahmen wurden durch Umlagen, sowie durch Kirchen- 
sammluugeu aufgebracht. Im Jahre 1869 wurde durch Landesgesetz das Pfarrarmen- 
institut aufgehoben und dafür das Gemeindearmeninstitut eingeführt; ersteres mußte 
an letzteres das vorhandene Vermögen übergeben, in Kleinzell waren es 710 Gulden 
in Obligationen und 205 Gulden in Privatschuldbriefen. Bischof Rudigier ver- 
ordnete damals, daß jeder Pfarrer auch noch ein eigenes kirchliches Armeninstitut 
in's Leben rufe, dessen Rechnungen den jährlichen Kirchenrechnungen beizufügen sind. 
 
Die Schule Kleinzell. 
Wie wir schon früher gehört, übergaben die Schallenberger der Kirche auch 
eine Hofstatt zur Errichtung einer Schule. Wie über die Kirche, so hatten die 
Schallenberger auch über die Schule die Vogtei (Schutzamt), bis 1625 Kaiser 
Ferdinand diese Vogteien dem Stifte St. Florian übergab. Die Volksschule wurde 
früher vom Staate als Privatangelegenheit der Kirche betrachtet, die auch allein 
für alle Ausgaben aufzukommen hatte; erst von Kaiserin Maria Theresia angefangen, 
nahm sich auch der Staat der Volksschule an. 1785 finden sich Ausgaben „auf 
Erweiterung der Trivialschule Kleinzell", doch 1788 mußte wieder ein größerer 
Umbau erfolgen, der zum erstenmal auf Kosten der „Baukonkurrenz" vorgenommen 
wurde, d. h. die Grundobrigkeiten (welche in der Gemeinde untertänige Häuser 
hatten) mußten die Materialien ankaufen, der Patron (Stift St. Florian) die 
Professionistenkosten begleichen und die Gemeinde hatte die Zug- und Handdienste 
zu leisten. Erwähnungswert ist, daß die Gesamtkosten dieses Umbaues hinter dem 
Voranschlag blieben. Es gab noch öfters größere Reparatursauslagen. 1879 lesen 
wir in der Kirchenrechnung: „das Schulhaus wurde unentgeltlich an die Gemeinde 
übertragen; die Grundstücke sind für den Mesner-und Organistendienst reserviert". 
Die Schule war noch immer einklassig mit halbtägigem Unterrichte; das Schulhaus 
war längst zu klein und ein neues zweiklassiges längst zum Bedürfnisse geworden. 
Nach sehr langen Verhandlungen zwischen den Schulbehörden und der Schulgemeinde 
brachte endlich das Jahr 1902 den Neubau der Schule, der als ein ganz glücklicher 
bezeichnet werden muß.
	        
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