Volltext: Achtes Bändchen (8. 1923)

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Kleinzells Pfarrvikare bis zur Einrichtung ständiger eigener Seelsorge. 
d. i. bis 1690. 
Gleich nachdem im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts, wie wir oben gehört, 
ein Orts- oder Pfründeneinkommen für einen Seelsorger in Kleinzell geschaffen 
worden, muß der neue Posten besetzt worden sein, da schon 1434 und nachher 
wiederholt die Rede ist, vom „Vikar in Zell", doch kennen wir die Namen der 
Vikare erst von 1545 an, von da an hören wir aber auch immerfort von der 
Unzulänglichkeit des Pfarrhofes und des Ortseinkommens zum Lebensunterhalt des 
Priesters, daher der Posten des öfteren auf einige Zeit wieder. unbesetzt bleiben 
mußte, indem St. Florian nur solche Priester dahingeben konnte, die selbst sich darum 
bewarben. Der erste uns mit Namen bekannte Vikar ist Hans Gruber, aus dem 
Jahre 1545 liegt ein Vertrag vor, durch den sich die Pfarrgemeinde verpflichtet, 
diesem Vikare, „solange er bleiben wolle, die Gründe anzubauen, das Dach herzuhalten, 
6 Klafter Scheiter zu hacken und einen Ofen ins obere Stüvel zu setzen," unter 
den Zeugen findet sich auch der „Hofwirt Peter Kropf". Es folgte 1552 der uns 
schon bekannte Wolfgang Blieher, der aber nach vier Jahren, wie er selbst sagt, 
vom Pfarrvolke „abgedankt" wurde. Doch kam zwischen ihm und der Gemeinde 
zuletzt wieder volle Aussöhnung zu stande. Auch dem Sigismund Püchler versprach die 
Gemeinde 1560 „die Gründe zu bebauen und den Pfarrhof zu bessern". Noe Penzinger 
1576, Otto Grunner 1585-1600. Jonas Jakob (1601-29) starb mit 83 Jahren 
im Pfarrorte, nachdem er die Not und Pein des Bauernkrieges ausgestanden. „Herr 
Lorenz 1629." Von 1630-32 hielt der Pfarrer von St. Martin Christoph 
Aiglsberger jeden zweiten Sonntag in Kleinzell Gottesdienst, die Pfarrgemeinde bat 
aber wieder um einen eigenen Vikar. Ein solcher kam in der Person des Stephan 
Pyhrlmayr 1633-1666; doch derselbe war schwach und kränklich, daher öfter 
abwesend und man brauchte Aushilfen aus Niederwaldkirchen; auf die Bitte der 
Gemeinde um einen ständigen Vikar, antwortete der Propst von St. Florian, er 
sei gerne bereit, „wenn ein ordentlicher Pfarrhof gebaut und für anständigen Lebens- 
unterhalt des Vikars gesorgt wird". Zwei weitere Ansuchen erhielten ähnliche Antworten : 
Kleinzell könne dem Vikar kein gebührliches Einkommen bieten. 300 Gulden Jahres- 
einkommen müßten sichergestellt werden; frühere Vikare hätten wegen Not ein für 
den Priesterstand beschämendes Leben führen müssen. Doch kam 1668 Ferdinand 
Kasper „provisorisch" als Vikar nach Kleinzell; derselbe ließ 1669 die größere Glocke 
gießen, auf welcher die Worte standen: „Durch Feuer floß ich, Hans Rohrer in 
Linz goß mich" und welche 1853 zersprungen ist; Kasper mußte einmal seine einzige 
Kuh aus Not verkaufen und wurde 1670 vom Propste wieder abberufen, wobei er 
aber zuerst um Reisegeld den Propst bitten mußte. Die Pfarrgemeinde bat wieder 
um einen Vikar, sie „würde denselben mit Lebensmitteln reichlich versorgen". Es 
kam Wolfgang Langöttl 1671, der aber sogleich starb, bevor er noch seine Tätigkeit 
begonnen. Es waren Vikare Philipp Lintmayer 1671-78 und Leonhard Winkler 
1678-88, während wiederholte Unterhandlungen stattfanden zwischen der von den 
Fiegern (Vater und Sohn, Besitzer von Gneissenau) geführten Pfarrgemeinde und 
dem Propste von St. Florian über die Schaffung eines sicheren Jahreseinkommens 
per 300 Gulden, um dadurch die beständige Besetzung des Postens Kleinzell zu 
erreichen. Als Fieger einmal behauptete, das Pfarreinkommen betrage ohnedies 
300 Gulden, machte der Propst den Vorschlag, Fieger möge jährlich diese 300 Gulden 
geben, wofür Pfarreinkommen das ganze pfarrliche Einkommen überlassen werde, darauf ließ 
sich aber wieder Fieger nicht ein. Endlich im Jahre 1690 versprach Propst Matthäus
	        
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