Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Recht die Vorsteher der beiden Stifte und appellierten an den Kaiser. Ohne das End- 
urteil abzuwarten, ließ sich der Graf zu einem Vergleiche herbei und versprach 
1717 nach dem Tode oder anderweitiger Beförderung des Pfarrers ihn durch einen 
Konventualen von St. Florian zu ersetzen; nach seinem (des Grafen) Tode solle das 
das für immer an das Chorherrenstift St. Florian fallen. Walding gab 
hierauf 88, Gramastetten 20 Häuser noch im selben Jahre an die neue Pfarre Sankt 
Gotthard ab, welche jedoch nur provisorisch errichtet wurde, bis der Bischof von Passau 
den Vergleich würde bestätigt haben, was aber bis 1734 nicht erfolgte, weil der 
Bischof hartnäckig darauf bestand, St. Gotthard müsse Weltpriesterpfarre werden, 
obgleich sie aus zwei Klosterpfarreien errichtet wurde. 
Die Entschädigung des Klosters Wilhering leistete indes das Stift St. Florian, 
indem es für die 20 Häuser, welche von Gramastetten eingepfarrt worden waren, 
die Pfarre Heinrichschlag in Niederösterreich, oberhalb des Tales Wachau, die ehedem 
eine Filiale von St. Michael in der heutigen Pfarre Wösendorf1) gelegen war, auf 
zehn Jahre abtrat. So blieb es bis 1734. Da der Bischof von Passau die gewünschte 
Bestätigung nicht gab, so brachte Propst Johann Georg Wiesmayr von St. Florian 
ein Opfer und ging folgenden Vergleich2) ein: St. Florian tritt das Patronatsrecht 
auf die ansehnliche Pfarre Gutau im unteren Mühlviertel dem Grafen von Starhemberg 
ab und erhält dafür St. Gotthard für immer dem Stifte inkorporiert. An das 
Kloster Wilhering wird Heinrichsschlag dauernd abgetreten. Dieses verzichtet hingegen 
auf die 20 Häuser, welche aus der Pfarre Gramastetten nach St. Gotthard ein- 
pfarrt wurden.3) Dieser Vergleich wurde schließlich vom Bischofe bestätigt, denn er 
hatte für die kleine Pfarre St. Gotthard die größere und gut fundierte Pfarre Gutau 
dem Säkularklerus gewonnen. St. Florian hatte bei der ganzen Sache nur den einen 
Vorteil, daß seine Pfarreien im oberen Mühlviertel von St. Peter herab ohne 
Unterbrechung ein Ganzes bilden. Auf Grund dieses Vertrages wurde 1735 Paul 
Düring nach Gutau befördert und Franz Peßl ward erster Pfarrvikar aus dem 
Orden der regulierten Chorherren im Stifte zu St. Florian. 
Am 14. September 1737 wurde zum Pfarrhofe das Ueberländ und die 
Rottenegger Wiese angekauft. Zu diesem Ankaufe steuerte der Gründer der Pfarre, 
Graf Thomas Gundacker von Starhemberg, 300 fl. bei; dieselbe Summe auch 
St. Florian. Das Ueberländ kostete 200 fl. und 4 fl. Leihkauf; ein Paar Oechsel 
samt kleinem Zeug 31 fl. ; die Schäringer Wiese 330 fl. und 6 fl. Leihkauf. Die 
übrigen 28 fl. erhielt der Pfarrer zur Beschaffung der erforderlichen Fahrnisse. 
Im Jahre 1785 wurden aus der Pfarre St. Martin mehrere Häuser ein- 
gepfarrt, wodurch die Seelenzahl auf 815 anwuchs. Heute zählt die Pfarre 
1024 Seelen. Die Gemeinde bewarb sich damals auch schon um einen Kooperator. 
Sie fand bei der Regierung auf tätige Verwendung des Regierungsrates Eybel 
Gewährung der Bitte. Es wurde also 1786 Georg Pauinger als Kooperator an- 
gestellt, der bis 1794 auf diesem Posten verblieb. Doch kam man hernach wieder 
davon ab, nach St. Gotthard einen Kaplan zu schicken, da man erkannte, daß die 
Einkünfte für einen Seelsorger kümmerlich genug seien und die Seelsorge ohne 
Kooperator in der kleinen Pfarre nicht den geringsten Schaden leide. 
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1) Die Pfarre Wösendorf wurde 1784 errichtet, die Mutterkirche St. Michael in der 
Wachau sank zur Filiale herab. 
2).ddto. vom 2. April 1734, ferner vom 17. und 24. Mai 1735. 
3) Infolge dessen erscheint die Angabe im Generalschematismus von Dannerbauer 
aus Seite 92, wonach St. Gotthard zuerst dem Stifte Wilhering inkorporiert war, gänzlich 
unrichtig.
	        
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