Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Bewohner für alle Zukunft eine Ehrenbeleidigung geblieben wäre. Gnädiger war 
aber der damalige Richter Drechsler (vulgo Sammer) von Klaffer, der den ganz 
berechtigten Namen „Schönberg" vorschlug und damit auch durchdrang. Schön und 
malerisch sind ja die äußerst sauber gehaltenen Häuser gruppiert am sonnigen, sanft 
ansteigenden Terrain, welches so sicher vor den Winden geschützt ist, daß dort im 
Frühjahr schon die Lerchen drillern, wenn man in Oberschwarzenberg in den Vor- 
mittagsstunden noch über den gefrorenen Schnee läuft. 
Schräg gegenüber, unterhalb der Straße, liegt die Ortschaft 
 
Panidorf, 
die aus dem Jahre 1824 datiert. Ganz eigenartig, fremdartig sind die kleinen, 
ärmlichen Häuser erbaut und gruppiert, genau wie ein zusammengerollter Strudel- 
teig, der darauf wartet, in die Backreine gelegt zu werden. Diese Häusergruppierung 
ist ein förmlicher Faustschlag auf das Bild der sonst ganz nach bayerischer Art 
angelegten Ortschaften unserer Gegend. Das Panidorf verdankt Gründung und 
Namen einem gewissen Pani, Lehrer in Aigen, der sich in spekulativer Weise auf 
das Häusergründen verlegte. Hier baute er ein Häuschen nach dem andern, ver- 
kaufte es, um wieder neue daranzufügen. Seine letzten Tage verlebte Pani als 
Schreiber beim Hofgerichte Schlägl. 
Ihm verdankt auch das 
Panihaus 
und die Ortschaft 
Grünwald 
Ursprung und Entwicklung. Als man daranging, die Reichsstraße über Aigen nach 
Böhmen anzulegen (die alte führte bekanntlich über Baureith und Oberhaag), gab 
sich Pani der sicheren Meinung hin, man werde geradlinig über den Kalvarien- 
berg den Wald durchqueren und baute das nach ihm benannte Panihaus mit der 
Spekulation, daß selbes ein glänzendes Geschäftshaus an der neuen Straße ab- 
geben werde. Obwohl er sich, da die Straße wieder über Oberhaag geführt wurde, 
damit verrechnet hatte, blühte doch seine Gründung als beliebter Ausflugsort weiter 
und da auf diesen Höhen des Waldes immer mehr Kleinhäuser entstanden, so war 
das Resultat das Entstehen der Ortschaft Grünwald, deren Bewohner ja im 
Wald alles finden, was sie brauchen, Nahrung und Beschäftigung. Mit Wiesenkultur 
und auch einigem Feldbau haben es die Bewohner dieser 800-1000 Meter hoch 
gelegenen Ortschaft oder eigentlich „Häusergruppierung" zu einer gewissen Wohl- 
habenheit gebracht. Noch kurz vor 1868 bestand der Ort aus zwei Nummern: 
dem Panihans, das Eigentum des Michael Barth aus Reit (bei Winkl) war, und 
dem Oettlhäusel, das spitze Zungen als „Neuamerika" bezeichneten. Im genannten 
Jahre 1868 wird „Grünwald" zum erstenmale in den Pfarrbüchern von Aigen ge- 
nannt und erst um diese Zeit oder kurz darnach wurden das Plaschek-Häusl und einige 
andere erbaut, deren Bewohner es durch kleine Oekonomie und durch Sammeln von 
Beeren, Arnika, Schwämmen, Ameiseneiern und Wurmfarn zu einigem Wohlstand 
gebracht haben. Die Bezeichnung durch spricht nicht besonders für viele 
Intelligenz des Erfinders, da doch jeder Wald eine grüne Farbe zu haben pflegt. 
Viel kecker ist der Name der ebenfalls jetzt zur Pfarre Aigen gehörigen jungen Ortschaft 
 
Sonnenwald. 
Diese Bezeichnung muß rein zum Troste der dortigen Bewohner erfunden worden sein, 
und man hätte ebensogut oder besser „Nebelloch" sagen können. Uebrigens hörte 
man noch vor etwa 50 Jahren, also um 1860, unter dem Volke diesen Namen nicht,
	        
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