Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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noch so ziemlich erhalten, so daß die Umschrift noch zu lesen ist: „APRAHAM 
SCHWINGENKRUEG RICHTER". Inmitten des Beckens erhebt sich eine 
steinerne, vierkantige Säule mit einem Wetterfähnchen, die in ihrem oberen Teile 
eine schöne Gliederung ausweist. Sie zeigt ferner auch zwei einander gegenüber 
liegende Fratzenköpfe, aus deren Munde früher das Wasser hervorsprudelte. Heute 
fließt es unterhalb derselben in einer Rinne aus dem Innern der Säule heraus 
Schade, daß man für diesen Brunnen so wenig Verständnis an den Tag legte, so 
daß, es hätte wahrlich nicht so weit kommen dürfen, alle geschichtlichen Erinne- 
rungszeichen an demselben zerstört wurden und der Vergessenheit anheim fielen. 
 
VII. Der Pfarrhofbau im Jahre 1733. 
(Vorgeschichte, Kostenvoranschlag, Bau und Baukosten, einige Posten aus der Baurechnung 
zum Vergleiche mit der Gegenwart, Widerlegung einer irrigen Volksmeinung.) 
 
Der alte Pfarrhof war zu klein, schlecht und baufällig, deshalb wollte schon 
Propst David Fuhrmann im Jahre 1682 einen neuen Pfarrhof bauen, um auch 
einen Kooperator in St. Peter anstellen zu können. Doch der tatkräftige Prälat 
von St. Florian konnte seinen Plan nicht zur Ausführung bringen. Welche 
Hindernisse sich ihm in den Weg stellten, wissen wir nicht. Erst 50 Jahre später 
gelang die Verwirklichung des Planes. Es wurde ein Kostenvoranschlag gemacht, 
wonach der Bau auf 4334 fl, im Höchstfalle zu stehen kommen sollte. Das fürst- 
bischöfliche Ordinariat in Passau bewilligte hiezu 500 fl. vom Kirchenvermögen. 
Dem Pfarrer Joh. Petrus Chern1) wurde erlaubt, Darlehen aufzunehmen zur 
Bestreitung der Baukosten, eine Erlaubnis, wovon er ausgiebig Gebrauch machte, 
wie die im Pfarrarchive liegenden, mustergültig geschriebenen elf Schuldscheine 
zeigen. Die Summe der von ihm aufgenommenen Darlehen betrug 4250 fl. Der 
Bau begann im Jahre 1733 am 4. Mai und wurde am 21. November voll- 
endet. Im folgenden Jahre weihte ihn Propst Joh. Georg Wiesmayr feierlich 
ein2). Die Höhe des Kostenvoranschlages wurde nicht erreicht, denn die Kosten be- 
liefen sich auf 4038 fl. 2 kr. 3 Pf. Wir müssen staunen, wie billig man damals 
im Vergleich zur Gegenwart baute. Nach der Baurechnung erhielten z. B. die 
beiden Taglöhner Erasmus Mayrhofer und Johann Kepplinger für geleistete 
Steinbrucharbeit in der Zeit vom 13. bis 18. April täglich 12 kr., wöchentlich 
zusammen 2 fl. 54 kr. Die Maurer erhielten an Lohn für die ganze Bauzeit, zu- 
sammen, also fast neun Monate, 483 fl. 38 kr. Es folgen noch einige interessante 
Posten aus der Baurechnung: Schmiedearbeit 86 fl. 49 kr., Steinmetze 112 fl. 
36 kr., zwölf Stämme Bauholz 12 st., Schindel 23 fl. 3 kr. 3 Pf. usw. Es wurde 
damals ein mächtiger, schloßähnlicher Bau ausgeführt, der leicht den Stürmen, 
Wind und Wetter trotzen kann, der aber auch dem Landschaftsbilde zur Zierde ist 
und nebst dem hohen Kirchturme ein Wahrzeichen von St. Peter ist. Wenn je¬ 
mand diesen Bau zum ersten Male sieht, so glaubt er, viele versicherten dies, ein 
Schloß vor sich zu haben. Doch ist das Gebäude nie ein solches gewesen, sondern 
wurde ursprünglich schon zu dem Zwecke gebaut, dem es heute noch dient, nämlich 
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1) Joh. Peter Chern, reg. Chorherr von St. Florian, Pfarrvikar von St. Peter, 1728 
bis 1738; er war sehr beredt, vom guten Gedächtnisse, aber auch starrsinnig und streng 
gegen seine Pfarrkinder, daher wenig beliebt. In den Schuldscheinen ist mit einer gewissen 
Hartnäckigkeit „Khern" geschrieben, der Pfarrer selbst aber zeichnete sich stets mit der obigen 
Schreibweise. In den Matrikenbüchern finden sich am Schlüsse der Jahre 1729 bis 1737 
treffende, lateinische Chronogramme, ein Beweis, daß er ein wissenschaftlich gebildeter Mann 
war. — 2) Das Datum der Weihe konnte nach den Schriften im Pfarrarchive nicht er- 
mittelt werden.
	        
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