Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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oder Passau waren. Ob in der Gegend von St. Peter passauische oder Regensburger 
Missionäre das Christentum predigten, ist nicht entschieden, doch scheint das letztere 
der Fall sein, denn das Patrozininm der Pfarrkirche gibt uns bei völligem Mangel 
an geschichtlichen Beweismitteln einen wichtigen Fingerzeig. Die Passauer Gründungen 
haben fast durchwegs den heiligen Stephan oder heiligen Laurentius zum Patron; 
es wäre gewiß auffallend, wenn St. Peter als passauische Gründung den heiligen 
Apostelfürsten geweiht worden wäre. Das Petruspatrozininm ist neben dem der 
Muttergottes das älteste im Lande, von jeher bevorzugt von den Mönchen von 
St. Emmeran bei Regensburg, denn die dortige Domkirche ist dem heiligen Petrus 
geweiht. Die missionierenden Mönche stellten gerne ihre Neugründungen unter den 
Schutz der Patrone ihrer Heimat, somit können wir daraus leicht den Schluß ziehen, 
daß St. Peter und Helfenberg, welches dem heiligen Erhard (Bischof von Regens- 
burg) geweiht ist, von Regensburg aus christianisiert wurde, während z. B. Sankt 
Stephan oder Kleinzell gewiß passauische Gründungen sein dürften. Wir müssen 
eben annehmen, daß die Missionäre, wie es heute noch in den Heidenländern der 
Fall ist, gleichzeitig nicht feindlich, sondern friedlich nicht nur nebeneinander, sondern 
miteinander in christlicher Liebe und Glaubenseifer vereint das Evangelium verkündeten. 
Auf Grund dessen ließe sich wohl auch einigermaßen erklären, wieso Dr. Konrad 
Schiffmann die sehr gewagte Behauptung aufstellen kann,1) daß St. Peter früher 
Rosdorf geheißen habe. Dieses Rosdorf besaß im 9. Jahrhundert Wilhelm, Graf 
der Ostmark, der es um 830 dem Kloster St. Emmeran schenkte. Dieses hat bald 
darauf hier eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus gebaut. So ist es auch ver- 
ständlich, weshalb Rosdorf (St. Peter?) auch im Zollvertrage von Raffelstetten aus 
dem Jahre 904 erwähnt wird, wodurch der Donauhandel der (regensburgischen) Kauf- 
leute geregelt wird, denn Rosdorf war ein regensburgischer Ort und vielleicht im 
10. Jahrhundert schon ein bedeutender Handelsplatz der Umgebung. Im 11. Jahr- 
hundert dürfte die Bezeichnung St. Peter anstatt Rosdorf schon gang und gäbe 
gewesen sein,2) doch ist gegen die Ansicht Dr. Schiffmanns einzuwenden, daß es 
immerhin als sehr kühn bezeichnet werden muß, wenn man im Gegensatze zu aner- 
kannt großen Kennern und Forschern unserer heimatlichen Geschichte,3) die doch 
übereinstimmend Rosdorf nach Landshag verlegen, ohne weitere Beweismittel einen 
geradezu verwegenen Sprung macht und Rosdorf mit St. Peter gleichstellt. Freilich, 
wenn der Nachweis gelänge, daß Rosdorf das heutige St. Peter sei, dann wäre 
dieser Ort um volle 300 Jahre älter in der Geschichte. So viel ist sicher, die 
Ansicht von einer späteren Besiedlung des Mühlviertels gehört ins Reich der 
Fabel. Man kann mit Recht behaupten, daß lange bevor St. Peter urkundlich auf- 
scheint, dieser Ort schon bestand, daß man infolge dessen nicht irregeht, wenn man 
die Ansicht vertritt, St. Peter habe sich aus einer keltischen, bezw. aber ganz gewiß 
aus der slawischen Höhensiedlung heraus entwickelt, welche freilich vielen Schicksals- 
schlägen unterworfen war, worüber die Geschichte nichts meldet. Erst im 12. Jahr- 
hundert erhellt sich das Dunkel und seit dieser Zeit sind wir über St. Peters 
Geschicke genauer unterrichtet. Im Jahre 1108 schenkte der Reichsfreie Eppo von 
Windberg dem Stifte St. Florian einen großen Landstrich, von dem wir wissen, 
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1) St. Peter am Windberg von Dr. Konrad Schiffmann, abgedruckt im „Linzer Volks- 
blatt" Nr. 241, vom 30. September 1915. — 2) Daß ein alter Ortsname zu Gunsten des 
Kirchenpatrones verschwindet, dafür gibt es in Oberösterreich eine Reihe von Fällen; so zum 
Beispiel hieß St. Magdalena bei Linz früher Haselbach, St. Thomas bei Waizenkirchen wurde 
noch zur Zeit Josef II. (also vor 130 Jahren) Aspoldskirchen genannt. — 3) Wie z. B. Stülz, 
Pritz, Strnadt, Edlbacher.
	        
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