Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Sarleinsbach und St. Peter wurden selbst auch bald Mutterpfarren, indem 
aus ihren noch sehr großen Gebieten neue Bezirke ausgebrochen und mit Seelsorgs- 
kirchen versehen wurden; so ist Sarleinsbach die Mutterkirche von Lembach, Putz- 
leinsdorf, Peilstein, Kollerschlag und Julbach, sowie St. Peter von Helfenberg, 
Haslach, St. Oswald und St. Stephan; auch Leonfelden,. die einstige Filiale von 
Gramastetten, erscheint schon 1292 als Mutterkirche von Oberweissenbach und Rohr- 
bach wurde später die Mutterkirche von Oepping. 
 Wenn eine bisherige Filialkirche mit einem eigenen Seelsorger besetzt, also 
selbst Pfarrei wurde, so blieb aber noch durch lange Zeit hindurch eine gewisse 
Abhängigkeit von der Mutterkirche bestehen und vollständige Selbständigkeit trat erst 
weit später ein. So wurden die Seelsorger dieser neuen Pfarreien in der Regel 
Vikare, das heißt Stellvertreter des „Hauptpfarrers" (von der Mutterkirche) oder 
Expositi, das heißt ausgestellte Hilfspriester, genannt. Diese neuen Pfarrer durften 
vor allem das Taufwasser nicht weihen, sondern dasselbe mußte zum Beweise, daß 
das Taufrecht dem Hauptpfarrer zukomme, immer am Kar- und Pfingstsamstage 
von der Mutterkirche geholt werden, wofür wir in alten Kirchenrechnungen Boten- 
löhne verausgabt finden. Das Bestehen eines eigenen Taufsteines in einer Kirche 
galt früher als Beweis für deren Unabhängigkeit. Der Seelsorger an einer neuen 
abhängigen Pfarrei mußte sich dann auch an den höchsten Festtagen zum Haupt- 
gottesdienste bei der Mutterkirche einfinden, um daselbst die Abhaltung eines feier- 
lichen Hochamtes mit mehreren Priestern zu ermöglichen; auf den Filialpfarren 
war an solchen hohen Festtagen der Gottesdienst schon zeitlich früh. Diese „Pflicht- 
gänge" zur Mutterkirche, für welche von dieser in der Regel auch ein „Ganggeld" 
bezogen wurde, hörten für manche Orte erst vor ungefähr 100 Jahren auf. Der 
„Hauptpfarrer" an der Mutterkirche hatte dagegen aber für den Lebensunterhalt 
seiner Vikare und Expositi aufzukommen und reichte diesen, so weit deren Unterhalt 
durch ihr örtliches Einkommen nicht gedeckt war, einen bestimmten jährlichen Betrag, 
der öfter Absenz (= Abwesenheits)-Geld genannt wurde; dies letztere erhielten manche 
Inhaber kleinerer Pfarrpfründen von der ehemaligen Mutterkirche aus unter irgend 
einem Titel noch bis vor wenigen Jahren; jetzt ist es meistens abgelöst. 
In der Bittwoche wollte die Mutterkirche ihre Töchterpfarren auch einmal 
bei sich versammeln, die deswegen alle am gleichen Tage „mit dem Kreuz", wie 
der alte Ausdruck lautet, zur Mutter gingen; eine ganze Reihe von Prozessionen 
erschien da immer aus allen Richtungen und ihre Fahnen neigten sich alle vor der 
Mutterkirche und diese betrat keine „Kreuzschar", ohne zuerst um dieselbe herum- 
gegangen zu sein — und das ja immer von links nach rechts, denn so den Kreis 
zu beschreiben, ist alte Kirchengewohnheit, — um dadurch auch den Altvordern auf 
dem Friedhofe unter Gebet für sie einen Besuch abzustatten. Die Mutterkirchen kamen 
aber an solchen Tagen immer mehr zur Überzeugung, daß sie nicht mehr fassen 
können die Menge ihrer Kinder und Kindeskinder und so haben denn auch diese 
Prozessionsbesuche bei der Mutter in der Bittwoche aufgehört; wer sie aber in 
seiner Jugend noch mitgemacht, der freut sich derselben heute noch und an unserer 
Heimatkundevereinigung ist es, zu sorgen, daß auch von all dem noch fortlebe 
wenigstens die Kunde. 
Wie schon eingangs gesagt, wurde die erste Christianisiernng vorgenommen 
von Missionsmönchen, die regelmäßige Seelsorge aber dann von Weltpriestern über- 
nommen. Im Jahre 1107 schenkte aber der Reichsfreie Eppo von Windberg an 
das Stift St. Florian ein großes Gebiet mit der Kirche Waldkirchen und der ebenfalls 
schon selbständigen Kirche St. Peter und mit den Filialsprengeln St. Johann,
	        
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